Rennbericht Swissman Xtreme 2023
Prolog
Schon 2014 und 2017 durfte ich beim SWISSMAN XTreme Triathlon finishen und damit hätte es auch gut sein können. Denn 2018 kam unsere Tochter auf die Welt und danach Corona mit diversen abgesagten Veranstaltungen. Im 2021 juckte es mich dann wieder und ich finishte am Inferno Triathlon. Wegen der Corona bedingten Verschiebungen des HelveticMan hatte ich immer noch einen pendenten Startplatz und so wollte ich 2022 etwas lockerer unterwegs sein und dort teilnehmen. Leider ist dieser tolle Wettkampf ein Opfer der mangelnden Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Helfer geworden, sodass er kurz vor der Austragung abgesagt wurde und ich das Jahr 2022 triathlon-los beenden musste. Und in dieser Situation keimte dieser Gedanke, dass eine weitere Teilnahme am SWISSMAN ja doch eigentlich ganz cool wäre. Und als dann die Anmeldung für die Lotterie geöffnet wurde, war ich fast schneller angemeldet, als mein Mausfinger klicken konnte...
Vorbereitung
WIe gesagt, den Wettkampf und seine speziellen Anforderungen kenne ich ganz gut. Also kamen die altbewährten Listen und Zeittabellen wieder zum Einsatz, um Material und Verpflegung zu organisieren. Mein Training ist über die Jahre immer gleich geblieben: Viele Kilometer im Winter - gerne auch mit Marion und Marbod auf dem Lago Maggiore-Ründeli - und ansonsten einfach die Bewegung draussen an der frischen Luft geniessen. Ein paar Kilometer bin ich dann tatsächlich auch noch geschwommen - zumeist widerwillig weil ich den Dichtestress im Schwimmbad nicht ausstehen kann. Der liebste Monat ist mir der frühe Mai, weil dann das hintere 50m Becken in Joggeli schon geöffnet, aber wegen seiner 16-17° Wassertemperatur praktisch leer ist. An meine tolle Berglaufform aus Corona Home Office-Zeiten (Gempen über Mittag und so) konnte ich leider nicht anknüpfen. Als Vorbereitung lief ich den Hohe Winde Halbmarathon, weil gesundheitlich die 42km nicht drinlagen. Wie üblich komme ich eigentlich bis März ganz gut über die Runden, aber dann holen mich erfahrungsgemäss die Grippe, Corona und was sonst noch so rumkrabbelt doch noch ein.
Anreise und Support
Auch dieses Mal stand mir mein Dreamteam (Melanie und Lothi) zur Verfügung, neu ergänzt durch meine Tochter, welche tatkräftige Mithilfe versprach. Am Freitag Morgen reisten wir gemütlich nach Ascona, bezogen unsere Zimmer im Hotel Garni Tiziana in Losone und fuhren danach nach Ascona an den Lido zur Startnummernausgabe. Im Gegensatz zu früheren Jahren im Gemeindezentrum gab es auch keine gemeinsame Zeremonie mehr. Das finde ich sehr schade, da dadurch das Familiäre der Veranstaltung etwas verloren geht. Auch das Briefing ist nur noch online und so sieht man diverse Mitathleten erst am nächsten Morgen auf dem Schiff - oder auch gar nicht.
Schwimmen
Um Punkt vier Uhr müssen alle Athleten in Ascona das Schiff zu den Brissago-Inseln betreten haben, das heisst Aufstehen um 02:15 und dementsprechend sehr frühe Bettruhe. Wir waren sowieso müde von der Reise und um 21:00 lagen alle in ihren Betten. Das Einrichten der Wechselzone beim Lido am nächsten Morgen war routiniert und dank Checkliste auch vollständig und dann liefen wird (Kind auf meinen Schultern - ein erstes Aufwärmtraining) zur Schiffanlegestelle. Dort traf ich wie schon in vergangenen Jahren auf Julia und wir verbrachten die Fahrt zu den Inseln mit Plaudern über vergangene Abenteuer. Wie im Wetterbericht angekündigt wehte der Nordfön und spätestens beim Aussteigen war jedem klar, dass es heute eher ruppig zugehen könnte. An der imaginären Startlinie zwischen den beiden Inseln tanzten die Badekappen der Teilnehmer im Takt der frontal auf uns zurollenden Wellen. Um fünf Uhr ging es los und schon bald kam ich mir wie ein Speedboot vor, welches von Welle zu Welle klatscht. Glücklicherweise hatte ich ein paar halbwegs brauchbare Füsse vor mir, sodass ich auf den ersten zwei Kilometern vom Wasserschatten profitieren konnte. Danach kamen wir etwas in den Windschatten des Ufers und die Wellen wurden kleiner. Die Füsse vor mir schwammen unterdessen für meinen Geschmack etwas zu erratisch mit Drall nach Rechts und so nahm ich mein Glück in meine eigenen Hände und suchte mir meine Linie selbst. Ich kann zum Glück sehr gut geradeaus schwimmen und musste meinen Kopf nur jeden zehnten Atemzug (oder sogar noch seltener) kurz heben. Das war auch ganz gut so, weil unterdessen die Sonne aufgegangen war und uns frontal blendete und das Licht am Ausstieg war nicht mehr zu sehen, auch weil ich wie am Swissman üblich keine getönte Brille trug. Zum Glück konnte ich mich soweit orientieren, als dass die Sonne mehr oder weniger direkt über dem Ausstieg stand, sodass ich einfach nur in Richtung "hell und blendend" schwimmen musste. Ich wunderte mich noch, dass die letzten Male dieses Problem nicht bestand. Und irgendwie wunderte ich mich auch, dass das Schwimmen schon noch irgendwie recht lange dauerte... Beim Ausstieg sah ich kurz auf meine Uhr und da stand 1:31. Huch, ich bin doch keine 1:31 Minuten auf 100m geschwommen? Aber anderthalb Stunden? So lange war ich doch nicht unterwegs gewesen? Gerechnet hatte ich mit einer Zeit von knapp über einer Stunde. Da kam auch schon Melanie zu mir und klärte mich über die Zeitverhältnisse auf, und dass aufgrund der Bedingungen diverse Athleten schon nach kurzer Zeit vom Boot aufgesammelt wurden. Und auch, dass meine Linie ziemlich gut gewesen sein muss, da andere den Ausstieg massiv verfehlt hatten und teils am Ufer entlang gelaufen kamen.
Rennvelo
Mir war etwas flau im Magen, wohl aufgrund des geschluckten Wassers und der Wellen. Kurze Zeit nach Abfahrt kamen auch leichte Krämpfe dazu. Der Nordfön hatte sich richtig schön eingeblasen und wehte uns kräftig entgegen. Dank meinen angeschraubten Zusatz-Aerobars und auch dem regelmässigen Training damit konnte ich mich auf dem Velo sehr klein machen und trotzdem mit lockerer Herzfrequenz einen sehr schönen Schnitt fahren. Lediglich an den steileren Anstiegen ab ca 4% musste ich mich aufrichten und verlor dann auch gleich massiv an Geschwindigkeit. Der Gotthard beginnt bekanntlich hinter Biasca und erfreut mit schönen Serpentinen und steilen Rampen auf dem Weg nach Airolo. Meine Support-Crew tat ihr Bestes um mich zu verpflegen und Töchterchen wünschte mir jedesmal "viel Glück Papi". Die alte Passtrasse auf den Gotthard ist eines der Highlights der Velostrecke: Die "Tremola" ist teilweise gepflästert und steigt stetig mit 10% und mehr. Hinter der Verpflegungsstelle "Motto Bartola" sind die Supporterfahrzeuge auf der Tremola verboten und wir konnten die erstaunlich wenig befahrene Strasse für uns geniessen. Meine Erfahrung bezüglich Pacing und Strecke ist hier viel wert und so kam ich gut gelaunt auf der Passhöhe an. Leider blies bei der folgenden Abfahrt nach Hospental weiterhin ein strammer Gegenwind, sodass ich mein Tempo etwas anpassen musste. Im Vorfeld bin ich testweise mit meinen Citec Hochprofilrädern bei starkem Wind auf schnellen Abfahren gefahren und habe dann beschlossen, dass ich darauf zugunsten der leichteren Bergräder verzichten werde. Der Vorteil der Hochprofiler in flachen Passagen wird am Berg und vor allem bei starkem Wind mehr als aufgehoben. Bis Realp blies mich der Wind das Tal hoch und auch an der Furka konnte ich davon profitieren. Interessanterweise war auch hier relativ wenig Verkehr zu verzeichnen, teilweise waren wir praktisch allein unterwegs und ich hörte nur meinen Atem und das Rauschen der Bergbäche und des Windes. Auf der Passhohe fackelte ich nicht lange und nahm sofort die schnelle Abfahrt nach Gletsch in Angriff. Hier konnte ich es schön laufen lassen und einige Teilnehmer überholen. Der Aufstieg zum Grimsel ist von der langweiligen Sorte, wird aber mit einer wunderschönen Abfahrt nach Innertkirchen belohnt. Eine Woche vor dem Wettkampf befuhr ich diesen Pass zu Akklimatisationszwecken von der Nordseite her und kannte daher die Strecke gut. Dies kam mir sehr entgegen, wobei der starke Gegenwind für deutlich reduzierte Geschwindigkeiten sorgte. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ohne ausreichende Streckenkenntnis und Erfahrung mit Abfahrten von grossen Alpenpässen eine konservative Fahrweise obligatorisch sein muss! So, und jetzt noch kurz über den Buckel bei der Aareschlucht gehüpft und zu meinem Erstaunen drehte hinter Meiringen der Wind, sodass ich kräftig angeschoben mit knapp einem 40er Schnitt und tiefentspannt zur Wechselzone am Brienzer See rollen konnte.
Berglauf
Unterdessen war es richtig heiss geworden und ich nahm in meinem Laufrucksack genug Flüssigkeit mit. Auf den ersten Kilometern ist kein Support möglich und auch danach eher schwierig. Ab Böningen finden sich unterwegs genug Brunnen, um jederzeit etwas trinken zu können. Anfänglich kam ich auch gut voran, bergauf gehend und bergab gut trabend. Die lange Passage am Seeufer und später bei Böningen setzte dann aber meinem Kreislauf ziemlich zu und ich musste mein Tempo reduzieren. Hinter Gsteigwiler zog es mir zum ersten Mal den Stecker und ich setzte mich auf eine Bank, um meine vom Puls entkoppelte Atmung wieder unter Kontrolle zu kriegen. Hier überholte mich Julia mit Alex als Support auf dem Velo und wer nicht dabei war, der würde nicht glauben, wie man aus einer am Velo fix befestigten Flasche trinken kann Danke für euere Unterstützung! Ab jetzt quasi nur noch wandernd setzte ich mich wieder in Bewegung bis Gündlischwand, wo mich meine Supporter ausserplanmässig abpassten und ich nochmals auf einem Bänkli meine Füsse hochlegen konnte. Ab jetzt war klar, dass es mal wieder eine Frage des Willens werden würde, um das Ziel auf der Kleinen Scheidegg zu erreichen. Also weiter, weiter, weiter und Strecke machen bis Grindelwald Grund, wo Melanie mich auf den letzten 10km und über 1000hm begleiten würde. Lothar und Töchterchen nahmen zuerst eine Pizza und dann die Bahn. Und so arbeiten wir uns langsam aber stetig den Berg hinauf, zuerst brutal steil, später dann etwas flacher und oberhalb von Alpiglen lehnt sich das Gelände deutlich zurück. Es war ein wunderschöner, klarer Sommerabend und ich genoss die Stille und die aufgehenden Sterne am Himmel. Irgendwann aber geht auch der längste Tag zu Ende und kurz vor 23:00 erreichten wir den von Fahnen geschmückte Zieleinlauf. Die Glocke bimmelte mich über die letzten Meter und dann war es geschafft. Erleichtert und glücklich drückte ich meine Lieben in die Arme und genoss eine warme Bouillon. Kurz danach war es Zeit, den letzten Sprint des Tages hinzulegen, damit wir die Bahn nach Grindelwald erreichten und gegen 01:00 fielen wir im Hotel todmüde in unsere Betten.
Finisherzeremonie
Viel Zeit zum Schlafen bleibt beim SWISSMAN nicht, wer am nächsten Morgen sattgegessen auf der Kleinen Scheidegg stehen möchte, sollte gegen 08:00 wieder aufstehen. Ich zumindest bin nach solchen Efforts am Folgetag immer sehr hungrig und schlug daher tiefe Schneisen ins Frühstücksbuffet. Auf der Kleinen Scheidegg werden die ersten drei Männer und Frauen geehrt und danach versammeln sich alle zum Finisher-Bild. Damit schliesst sich dieser Bericht und mir bleibt nur noch zu sagen, dass es auch diesmal ein wunderschöner Wettkampf in tollem Ambiente war. Hart, lang, fordernd und ganz gewiss unvergesslich.
Schon 2014 und 2017 durfte ich beim SWISSMAN XTreme Triathlon finishen und damit hätte es auch gut sein können. Denn 2018 kam unsere Tochter auf die Welt und danach Corona mit diversen abgesagten Veranstaltungen. Im 2021 juckte es mich dann wieder und ich finishte am Inferno Triathlon. Wegen der Corona bedingten Verschiebungen des HelveticMan hatte ich immer noch einen pendenten Startplatz und so wollte ich 2022 etwas lockerer unterwegs sein und dort teilnehmen. Leider ist dieser tolle Wettkampf ein Opfer der mangelnden Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Helfer geworden, sodass er kurz vor der Austragung abgesagt wurde und ich das Jahr 2022 triathlon-los beenden musste. Und in dieser Situation keimte dieser Gedanke, dass eine weitere Teilnahme am SWISSMAN ja doch eigentlich ganz cool wäre. Und als dann die Anmeldung für die Lotterie geöffnet wurde, war ich fast schneller angemeldet, als mein Mausfinger klicken konnte...
Vorbereitung
WIe gesagt, den Wettkampf und seine speziellen Anforderungen kenne ich ganz gut. Also kamen die altbewährten Listen und Zeittabellen wieder zum Einsatz, um Material und Verpflegung zu organisieren. Mein Training ist über die Jahre immer gleich geblieben: Viele Kilometer im Winter - gerne auch mit Marion und Marbod auf dem Lago Maggiore-Ründeli - und ansonsten einfach die Bewegung draussen an der frischen Luft geniessen. Ein paar Kilometer bin ich dann tatsächlich auch noch geschwommen - zumeist widerwillig weil ich den Dichtestress im Schwimmbad nicht ausstehen kann. Der liebste Monat ist mir der frühe Mai, weil dann das hintere 50m Becken in Joggeli schon geöffnet, aber wegen seiner 16-17° Wassertemperatur praktisch leer ist. An meine tolle Berglaufform aus Corona Home Office-Zeiten (Gempen über Mittag und so) konnte ich leider nicht anknüpfen. Als Vorbereitung lief ich den Hohe Winde Halbmarathon, weil gesundheitlich die 42km nicht drinlagen. Wie üblich komme ich eigentlich bis März ganz gut über die Runden, aber dann holen mich erfahrungsgemäss die Grippe, Corona und was sonst noch so rumkrabbelt doch noch ein.
Anreise und Support
Auch dieses Mal stand mir mein Dreamteam (Melanie und Lothi) zur Verfügung, neu ergänzt durch meine Tochter, welche tatkräftige Mithilfe versprach. Am Freitag Morgen reisten wir gemütlich nach Ascona, bezogen unsere Zimmer im Hotel Garni Tiziana in Losone und fuhren danach nach Ascona an den Lido zur Startnummernausgabe. Im Gegensatz zu früheren Jahren im Gemeindezentrum gab es auch keine gemeinsame Zeremonie mehr. Das finde ich sehr schade, da dadurch das Familiäre der Veranstaltung etwas verloren geht. Auch das Briefing ist nur noch online und so sieht man diverse Mitathleten erst am nächsten Morgen auf dem Schiff - oder auch gar nicht.
Schwimmen
Um Punkt vier Uhr müssen alle Athleten in Ascona das Schiff zu den Brissago-Inseln betreten haben, das heisst Aufstehen um 02:15 und dementsprechend sehr frühe Bettruhe. Wir waren sowieso müde von der Reise und um 21:00 lagen alle in ihren Betten. Das Einrichten der Wechselzone beim Lido am nächsten Morgen war routiniert und dank Checkliste auch vollständig und dann liefen wird (Kind auf meinen Schultern - ein erstes Aufwärmtraining) zur Schiffanlegestelle. Dort traf ich wie schon in vergangenen Jahren auf Julia und wir verbrachten die Fahrt zu den Inseln mit Plaudern über vergangene Abenteuer. Wie im Wetterbericht angekündigt wehte der Nordfön und spätestens beim Aussteigen war jedem klar, dass es heute eher ruppig zugehen könnte. An der imaginären Startlinie zwischen den beiden Inseln tanzten die Badekappen der Teilnehmer im Takt der frontal auf uns zurollenden Wellen. Um fünf Uhr ging es los und schon bald kam ich mir wie ein Speedboot vor, welches von Welle zu Welle klatscht. Glücklicherweise hatte ich ein paar halbwegs brauchbare Füsse vor mir, sodass ich auf den ersten zwei Kilometern vom Wasserschatten profitieren konnte. Danach kamen wir etwas in den Windschatten des Ufers und die Wellen wurden kleiner. Die Füsse vor mir schwammen unterdessen für meinen Geschmack etwas zu erratisch mit Drall nach Rechts und so nahm ich mein Glück in meine eigenen Hände und suchte mir meine Linie selbst. Ich kann zum Glück sehr gut geradeaus schwimmen und musste meinen Kopf nur jeden zehnten Atemzug (oder sogar noch seltener) kurz heben. Das war auch ganz gut so, weil unterdessen die Sonne aufgegangen war und uns frontal blendete und das Licht am Ausstieg war nicht mehr zu sehen, auch weil ich wie am Swissman üblich keine getönte Brille trug. Zum Glück konnte ich mich soweit orientieren, als dass die Sonne mehr oder weniger direkt über dem Ausstieg stand, sodass ich einfach nur in Richtung "hell und blendend" schwimmen musste. Ich wunderte mich noch, dass die letzten Male dieses Problem nicht bestand. Und irgendwie wunderte ich mich auch, dass das Schwimmen schon noch irgendwie recht lange dauerte... Beim Ausstieg sah ich kurz auf meine Uhr und da stand 1:31. Huch, ich bin doch keine 1:31 Minuten auf 100m geschwommen? Aber anderthalb Stunden? So lange war ich doch nicht unterwegs gewesen? Gerechnet hatte ich mit einer Zeit von knapp über einer Stunde. Da kam auch schon Melanie zu mir und klärte mich über die Zeitverhältnisse auf, und dass aufgrund der Bedingungen diverse Athleten schon nach kurzer Zeit vom Boot aufgesammelt wurden. Und auch, dass meine Linie ziemlich gut gewesen sein muss, da andere den Ausstieg massiv verfehlt hatten und teils am Ufer entlang gelaufen kamen.
Rennvelo
Mir war etwas flau im Magen, wohl aufgrund des geschluckten Wassers und der Wellen. Kurze Zeit nach Abfahrt kamen auch leichte Krämpfe dazu. Der Nordfön hatte sich richtig schön eingeblasen und wehte uns kräftig entgegen. Dank meinen angeschraubten Zusatz-Aerobars und auch dem regelmässigen Training damit konnte ich mich auf dem Velo sehr klein machen und trotzdem mit lockerer Herzfrequenz einen sehr schönen Schnitt fahren. Lediglich an den steileren Anstiegen ab ca 4% musste ich mich aufrichten und verlor dann auch gleich massiv an Geschwindigkeit. Der Gotthard beginnt bekanntlich hinter Biasca und erfreut mit schönen Serpentinen und steilen Rampen auf dem Weg nach Airolo. Meine Support-Crew tat ihr Bestes um mich zu verpflegen und Töchterchen wünschte mir jedesmal "viel Glück Papi". Die alte Passtrasse auf den Gotthard ist eines der Highlights der Velostrecke: Die "Tremola" ist teilweise gepflästert und steigt stetig mit 10% und mehr. Hinter der Verpflegungsstelle "Motto Bartola" sind die Supporterfahrzeuge auf der Tremola verboten und wir konnten die erstaunlich wenig befahrene Strasse für uns geniessen. Meine Erfahrung bezüglich Pacing und Strecke ist hier viel wert und so kam ich gut gelaunt auf der Passhöhe an. Leider blies bei der folgenden Abfahrt nach Hospental weiterhin ein strammer Gegenwind, sodass ich mein Tempo etwas anpassen musste. Im Vorfeld bin ich testweise mit meinen Citec Hochprofilrädern bei starkem Wind auf schnellen Abfahren gefahren und habe dann beschlossen, dass ich darauf zugunsten der leichteren Bergräder verzichten werde. Der Vorteil der Hochprofiler in flachen Passagen wird am Berg und vor allem bei starkem Wind mehr als aufgehoben. Bis Realp blies mich der Wind das Tal hoch und auch an der Furka konnte ich davon profitieren. Interessanterweise war auch hier relativ wenig Verkehr zu verzeichnen, teilweise waren wir praktisch allein unterwegs und ich hörte nur meinen Atem und das Rauschen der Bergbäche und des Windes. Auf der Passhohe fackelte ich nicht lange und nahm sofort die schnelle Abfahrt nach Gletsch in Angriff. Hier konnte ich es schön laufen lassen und einige Teilnehmer überholen. Der Aufstieg zum Grimsel ist von der langweiligen Sorte, wird aber mit einer wunderschönen Abfahrt nach Innertkirchen belohnt. Eine Woche vor dem Wettkampf befuhr ich diesen Pass zu Akklimatisationszwecken von der Nordseite her und kannte daher die Strecke gut. Dies kam mir sehr entgegen, wobei der starke Gegenwind für deutlich reduzierte Geschwindigkeiten sorgte. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ohne ausreichende Streckenkenntnis und Erfahrung mit Abfahrten von grossen Alpenpässen eine konservative Fahrweise obligatorisch sein muss! So, und jetzt noch kurz über den Buckel bei der Aareschlucht gehüpft und zu meinem Erstaunen drehte hinter Meiringen der Wind, sodass ich kräftig angeschoben mit knapp einem 40er Schnitt und tiefentspannt zur Wechselzone am Brienzer See rollen konnte.
Berglauf
Unterdessen war es richtig heiss geworden und ich nahm in meinem Laufrucksack genug Flüssigkeit mit. Auf den ersten Kilometern ist kein Support möglich und auch danach eher schwierig. Ab Böningen finden sich unterwegs genug Brunnen, um jederzeit etwas trinken zu können. Anfänglich kam ich auch gut voran, bergauf gehend und bergab gut trabend. Die lange Passage am Seeufer und später bei Böningen setzte dann aber meinem Kreislauf ziemlich zu und ich musste mein Tempo reduzieren. Hinter Gsteigwiler zog es mir zum ersten Mal den Stecker und ich setzte mich auf eine Bank, um meine vom Puls entkoppelte Atmung wieder unter Kontrolle zu kriegen. Hier überholte mich Julia mit Alex als Support auf dem Velo und wer nicht dabei war, der würde nicht glauben, wie man aus einer am Velo fix befestigten Flasche trinken kann Danke für euere Unterstützung! Ab jetzt quasi nur noch wandernd setzte ich mich wieder in Bewegung bis Gündlischwand, wo mich meine Supporter ausserplanmässig abpassten und ich nochmals auf einem Bänkli meine Füsse hochlegen konnte. Ab jetzt war klar, dass es mal wieder eine Frage des Willens werden würde, um das Ziel auf der Kleinen Scheidegg zu erreichen. Also weiter, weiter, weiter und Strecke machen bis Grindelwald Grund, wo Melanie mich auf den letzten 10km und über 1000hm begleiten würde. Lothar und Töchterchen nahmen zuerst eine Pizza und dann die Bahn. Und so arbeiten wir uns langsam aber stetig den Berg hinauf, zuerst brutal steil, später dann etwas flacher und oberhalb von Alpiglen lehnt sich das Gelände deutlich zurück. Es war ein wunderschöner, klarer Sommerabend und ich genoss die Stille und die aufgehenden Sterne am Himmel. Irgendwann aber geht auch der längste Tag zu Ende und kurz vor 23:00 erreichten wir den von Fahnen geschmückte Zieleinlauf. Die Glocke bimmelte mich über die letzten Meter und dann war es geschafft. Erleichtert und glücklich drückte ich meine Lieben in die Arme und genoss eine warme Bouillon. Kurz danach war es Zeit, den letzten Sprint des Tages hinzulegen, damit wir die Bahn nach Grindelwald erreichten und gegen 01:00 fielen wir im Hotel todmüde in unsere Betten.
Finisherzeremonie
Viel Zeit zum Schlafen bleibt beim SWISSMAN nicht, wer am nächsten Morgen sattgegessen auf der Kleinen Scheidegg stehen möchte, sollte gegen 08:00 wieder aufstehen. Ich zumindest bin nach solchen Efforts am Folgetag immer sehr hungrig und schlug daher tiefe Schneisen ins Frühstücksbuffet. Auf der Kleinen Scheidegg werden die ersten drei Männer und Frauen geehrt und danach versammeln sich alle zum Finisher-Bild. Damit schliesst sich dieser Bericht und mir bleibt nur noch zu sagen, dass es auch diesmal ein wunderschöner Wettkampf in tollem Ambiente war. Hart, lang, fordernd und ganz gewiss unvergesslich.
Schweiz-Runde Teil 2
Impressionen von meiner Nonstop-Fahrt Basel - Furka im Juli 2022
#festive500 2021
24.12.2021 - 63km Mumpf
25.12.2021 - 66km Rhyburg
26.12.2021 - 80km Ammersee
27.12.2021 - 81km Starnberger See
28.12.2021 - 55km Oberbayern
29.12.2021 - 42km Rodersdorf
30.12.2021 - 68km Sundgau
31.12.2021 - 77km Doppelter Hauenstein und Bölchen
25.12.2021 - 66km Rhyburg
26.12.2021 - 80km Ammersee
27.12.2021 - 81km Starnberger See
28.12.2021 - 55km Oberbayern
29.12.2021 - 42km Rodersdorf
30.12.2021 - 68km Sundgau
31.12.2021 - 77km Doppelter Hauenstein und Bölchen
Rennbericht Inferno Triathlon 2021
Vorgeplänkel
Nach der Teilnahme am HelveticMan 2019 sollte es für 2020 wieder eine Langdistanz sein. Am Inferno Triathlon konnte ich schon einmal finishen (Rennbericht 2013) und die Zeit hat mich die Härten dieses Wettkampfs erfolgreich verdrängen lassen. Also auf und den Anmeldebutton gedrückt. Leider überfiel kurz darauf ein böses kleines Käferchen die Welt und das Thema Triathlon Wettkämpfe war - wie so vieles andere auch - gestrichen. Das OK vom Inferno liess den Teilnehmern die Wahl, den Startplatz auf 2021 zu verschieben oder das Geld zurückzuerhalten. Ist ja logisch, dass für mich damit die Saisonplanung 2021 begonnen hatte. Fast forward, und wir schreiben 2021. Die Freibäder sind geöffnet und ich schaffe es sogar tatsächlich, ein paar Kilometer Schwimmvorbereitung zu absolvieren. Also so ungefähr 20... Dafür holte ich mir erste Grundlagen an den Festive500 und gönnte mir im Juni 2x300km innerhalb von 7 Tagen. Bergläufe sind sowieso kein Problem, der Gempen lässt von den Mittagstrainings her grüssen.
Materialtag
Der Freitag vor dem Inferno steht wie immer für viel Autofahren und Logistik. Es muss das ganze Material entlang der Strecke verteilt werden, dazu gegen Abend das (virtuelle) Athletenbriefing, letzte Pasta und dann früh ins Bett. Nur: Melanie und Töchterchen reisen per Zug an und müssen am Bahnhof abgeholt werden. Kurz, ich bin schon fertig, bevor es überhaupt angefangen hat
Das Rennen
Der Wecker klingelt mich nach einer unruhigen Nacht früh aus dem Bett. Ich esse noch eine letzte Kleinigkeit und dann gehen wir alle zusammen ins Startareal beim Strandbad Thun. Die Wettkampfstimmung zieht mich mit und so langsam schiesst das Adrenalin ein. Neo zumachen, letzte Bussis für Frau & Kind und ab geht es ins Wasser. Weit entfernt am Horizont grüsst das Schloss Oberhofen. Das Wetter lässt auf einen prächtigen Tag hoffen und ehe ich mich versehe, fällt auch schon der Startschuss. Ich habe es nicht sonderlich eilig und laufe recht gemütlich die ersten flachen Meter im Wasser. Irgendwann wird es dann doch zu tief und ich suche mir ein paar gute Füsse. So gleiten wir also in Richtung der aufgehenden Sonne und ich geniesse das kühle Wasser, schliesse die Augen und schwimme fast schon meditativ.
In Oberhofen angekommen ist das Umziehen (bzw die Nacktheit) unerwünscht und so darf ich mich ins Umkleidezelt begeben. Welches keine Seitenwände hat... Und schon geht es auf dem Rennvelo weiter. Der Aufstieg nach Sigriswil war mir noch in Erinnerung, aber dass es durchaus wellig bis Beatenberg weitergeht, hatte ich vergessen. Macht nichts, bleibt mehr Zeit um die Umgebung zu geniessen. Rasant geht es runter nach Unterseen, durch Interlaken und auf der schönen Uferstrasse dem Brienzersee entlang. Wegen einer Baustelle ist die Nebenstrasse nach Meiringen umgeleitet und der zerrissene Beton der Ausweichstrasse schüttelt uns Teilnehmer ordentlich durch. Der Aufstieg zur Aareschlucht bzw dem Abzweiger zur Grossen Scheidegg ist mein Angststück, da eng und viel motorisierter Verkehr. Glücklicherweise gab es nur wenig grenzwertige Überholmanöver. Es ist wirklich schade, dass es hier keine Alternative zur Hauptstrasse gibt. Auch hoch zur Grossen Scheidegg waren ziemlich viele Autos in beide Richtungen unterwegs und die Rücksicht gegenüber den schwächeren Verkehrsteilnehmern nur begrenzt vorhanden. Zum Glück ist beim Rosenlaui für die meisten Schluss und wir haben die Strasse für uns. Es wird auch immer wie anstrengender, der Pass mit fast 1400hm Aufstieg ab Meiringen nicht zu unterschätzen. Dafür kann ich meine Fähigkeiten auf dem Downhill nach Grindelwald ausspielen und etwas Zeit gutmachen.
Beim Wechsel auf das Mountainbike unterstützt mich Melanie und Töchterchen schwenkt begeistert das selbstgebastelte "Hopp Papi"-Plakat. Seit 2013 hat sich im Aufstieg zur Kleinen Scheidegg einiges verändert. Die Streckenführung ist anders und es hat viel mehr Teer-Anteil. Steil ist es geblieben und mir machen Magenkrämpfe zu schaffen. Auf Höhe Alpiglen muss ich absteigen und mich kurz hinsetzen. Zum Glück erhole ich mich recht schnell und kann weiterfahren. Die Distanz wie auch Temperatur fordern unterdessen ihren Tribut und unser Tempo ist - vor allem im Vergleich zu den immer wieder vorbeibrausenden Staffel-Teilnehmern - sehr gemächlich. Im obersten Teil - auch hier mit seit 2013 geänderter Routenführung, jetzt der mir wohlbekannten Linie des SwissMan folgend - steigen wir immer wieder ab und schieben... Zum Glück hat alles irgendwann ein Ende, oder zumindest eine Veränderung und so kann ich mich in die Abfahrt stürzen. Auf den Gravelwegen lässt es sich zügig rollen, die Singletrails sind auch fahrbahr und mit quietschenden Bremsen komme ich am Talgrund bei Lauterbrunnen an. Jetzt nur noch ein bisschen auf der Hauptstrasse bis Stechelberg rollen, und schon wäre auch diese Wettkampfphase abgeschlossen.
In Stechelberg ziehe ich meine Laufhose an, freue mich über meine mich anfeuernde Familie und schon geht es leicht abwärts zurück nach Lauterbrunnen. Diese Strecke rollt prächtig und erlaubt es mir, meine Kräfte für den nun folgenden Aufstieg über fast 2200hm bis aufs Schilthorn zu sammeln. Hier ist Erfahrung und Selbsteinschätzung das wichtigste Gut. Nie überziehen, nie stressen lassen, den Puls immer im optimalen Ausdauerbereich halten. Das heisst aber auch, grosse Teilstücke zu wandern, sich nicht von überholenden Athleten mitziehen lassen. So gewinne ich gleichmässig an Höhe, erreiche die Grütschalp und kann das recht flache Teilstück bis Mürren mit gutem Tempo hinter mich bringen. Oberhalb von Mürren ist dann Schluss mit Lustig: Es wird richtig steil und ruppig und ich nutze jede Verpflegungsstation für Nachschub von Schwarzem Gold (Cola ). Zeitweise bin ich mit anderen Athleten gleichauf und wir plaudern ein bisschen, das vertreibt die Zeit. Irgendwann ist erreichen wir die Seewlifura, der Schlussanstieg wird sichtbar und ich mobilisiere meine Reserven. Hier zahlt sich der defensive Anstieg aus und ich kann noch diverse Teilnehmer überholen. Oben auf der Plattform steht Melanie und ich laufe mit Töchterchen gemeinsam durchs Ziel. Geschafft!
Ein stolzer Vater und Finisher nimmt kurz darauf die Gondel und wir gleiten zurück nach Mürren, wo wir auf meine Eltern treffen und gemeinsam im Hotel bei einem feinen Znacht den erlebnisreichen Tag zum Abschluss bringen.
Nach der Teilnahme am HelveticMan 2019 sollte es für 2020 wieder eine Langdistanz sein. Am Inferno Triathlon konnte ich schon einmal finishen (Rennbericht 2013) und die Zeit hat mich die Härten dieses Wettkampfs erfolgreich verdrängen lassen. Also auf und den Anmeldebutton gedrückt. Leider überfiel kurz darauf ein böses kleines Käferchen die Welt und das Thema Triathlon Wettkämpfe war - wie so vieles andere auch - gestrichen. Das OK vom Inferno liess den Teilnehmern die Wahl, den Startplatz auf 2021 zu verschieben oder das Geld zurückzuerhalten. Ist ja logisch, dass für mich damit die Saisonplanung 2021 begonnen hatte. Fast forward, und wir schreiben 2021. Die Freibäder sind geöffnet und ich schaffe es sogar tatsächlich, ein paar Kilometer Schwimmvorbereitung zu absolvieren. Also so ungefähr 20... Dafür holte ich mir erste Grundlagen an den Festive500 und gönnte mir im Juni 2x300km innerhalb von 7 Tagen. Bergläufe sind sowieso kein Problem, der Gempen lässt von den Mittagstrainings her grüssen.
Materialtag
Der Freitag vor dem Inferno steht wie immer für viel Autofahren und Logistik. Es muss das ganze Material entlang der Strecke verteilt werden, dazu gegen Abend das (virtuelle) Athletenbriefing, letzte Pasta und dann früh ins Bett. Nur: Melanie und Töchterchen reisen per Zug an und müssen am Bahnhof abgeholt werden. Kurz, ich bin schon fertig, bevor es überhaupt angefangen hat
Das Rennen
Der Wecker klingelt mich nach einer unruhigen Nacht früh aus dem Bett. Ich esse noch eine letzte Kleinigkeit und dann gehen wir alle zusammen ins Startareal beim Strandbad Thun. Die Wettkampfstimmung zieht mich mit und so langsam schiesst das Adrenalin ein. Neo zumachen, letzte Bussis für Frau & Kind und ab geht es ins Wasser. Weit entfernt am Horizont grüsst das Schloss Oberhofen. Das Wetter lässt auf einen prächtigen Tag hoffen und ehe ich mich versehe, fällt auch schon der Startschuss. Ich habe es nicht sonderlich eilig und laufe recht gemütlich die ersten flachen Meter im Wasser. Irgendwann wird es dann doch zu tief und ich suche mir ein paar gute Füsse. So gleiten wir also in Richtung der aufgehenden Sonne und ich geniesse das kühle Wasser, schliesse die Augen und schwimme fast schon meditativ.
In Oberhofen angekommen ist das Umziehen (bzw die Nacktheit) unerwünscht und so darf ich mich ins Umkleidezelt begeben. Welches keine Seitenwände hat... Und schon geht es auf dem Rennvelo weiter. Der Aufstieg nach Sigriswil war mir noch in Erinnerung, aber dass es durchaus wellig bis Beatenberg weitergeht, hatte ich vergessen. Macht nichts, bleibt mehr Zeit um die Umgebung zu geniessen. Rasant geht es runter nach Unterseen, durch Interlaken und auf der schönen Uferstrasse dem Brienzersee entlang. Wegen einer Baustelle ist die Nebenstrasse nach Meiringen umgeleitet und der zerrissene Beton der Ausweichstrasse schüttelt uns Teilnehmer ordentlich durch. Der Aufstieg zur Aareschlucht bzw dem Abzweiger zur Grossen Scheidegg ist mein Angststück, da eng und viel motorisierter Verkehr. Glücklicherweise gab es nur wenig grenzwertige Überholmanöver. Es ist wirklich schade, dass es hier keine Alternative zur Hauptstrasse gibt. Auch hoch zur Grossen Scheidegg waren ziemlich viele Autos in beide Richtungen unterwegs und die Rücksicht gegenüber den schwächeren Verkehrsteilnehmern nur begrenzt vorhanden. Zum Glück ist beim Rosenlaui für die meisten Schluss und wir haben die Strasse für uns. Es wird auch immer wie anstrengender, der Pass mit fast 1400hm Aufstieg ab Meiringen nicht zu unterschätzen. Dafür kann ich meine Fähigkeiten auf dem Downhill nach Grindelwald ausspielen und etwas Zeit gutmachen.
Beim Wechsel auf das Mountainbike unterstützt mich Melanie und Töchterchen schwenkt begeistert das selbstgebastelte "Hopp Papi"-Plakat. Seit 2013 hat sich im Aufstieg zur Kleinen Scheidegg einiges verändert. Die Streckenführung ist anders und es hat viel mehr Teer-Anteil. Steil ist es geblieben und mir machen Magenkrämpfe zu schaffen. Auf Höhe Alpiglen muss ich absteigen und mich kurz hinsetzen. Zum Glück erhole ich mich recht schnell und kann weiterfahren. Die Distanz wie auch Temperatur fordern unterdessen ihren Tribut und unser Tempo ist - vor allem im Vergleich zu den immer wieder vorbeibrausenden Staffel-Teilnehmern - sehr gemächlich. Im obersten Teil - auch hier mit seit 2013 geänderter Routenführung, jetzt der mir wohlbekannten Linie des SwissMan folgend - steigen wir immer wieder ab und schieben... Zum Glück hat alles irgendwann ein Ende, oder zumindest eine Veränderung und so kann ich mich in die Abfahrt stürzen. Auf den Gravelwegen lässt es sich zügig rollen, die Singletrails sind auch fahrbahr und mit quietschenden Bremsen komme ich am Talgrund bei Lauterbrunnen an. Jetzt nur noch ein bisschen auf der Hauptstrasse bis Stechelberg rollen, und schon wäre auch diese Wettkampfphase abgeschlossen.
In Stechelberg ziehe ich meine Laufhose an, freue mich über meine mich anfeuernde Familie und schon geht es leicht abwärts zurück nach Lauterbrunnen. Diese Strecke rollt prächtig und erlaubt es mir, meine Kräfte für den nun folgenden Aufstieg über fast 2200hm bis aufs Schilthorn zu sammeln. Hier ist Erfahrung und Selbsteinschätzung das wichtigste Gut. Nie überziehen, nie stressen lassen, den Puls immer im optimalen Ausdauerbereich halten. Das heisst aber auch, grosse Teilstücke zu wandern, sich nicht von überholenden Athleten mitziehen lassen. So gewinne ich gleichmässig an Höhe, erreiche die Grütschalp und kann das recht flache Teilstück bis Mürren mit gutem Tempo hinter mich bringen. Oberhalb von Mürren ist dann Schluss mit Lustig: Es wird richtig steil und ruppig und ich nutze jede Verpflegungsstation für Nachschub von Schwarzem Gold (Cola ). Zeitweise bin ich mit anderen Athleten gleichauf und wir plaudern ein bisschen, das vertreibt die Zeit. Irgendwann ist erreichen wir die Seewlifura, der Schlussanstieg wird sichtbar und ich mobilisiere meine Reserven. Hier zahlt sich der defensive Anstieg aus und ich kann noch diverse Teilnehmer überholen. Oben auf der Plattform steht Melanie und ich laufe mit Töchterchen gemeinsam durchs Ziel. Geschafft!
Ein stolzer Vater und Finisher nimmt kurz darauf die Gondel und wir gleiten zurück nach Mürren, wo wir auf meine Eltern treffen und gemeinsam im Hotel bei einem feinen Znacht den erlebnisreichen Tag zum Abschluss bringen.