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Rennbericht SocialMan 2016

Klaus versprach uns an der Athletenbesprechung: "Wir wollen einen GEILEN Wettkampf für euch organisieren", und genau dieses Versprechen haben er und sein Team letzten Samstag eingehalten. Doch beginnen wir den Bericht - wie immer - mit dem Anfang und der fängt mit I wie Idee an.

Idee
Nach der etwas misslungenen Teilnahme am Evergreen 228 im September 2015 war klar, dass 2016 etwas "Gscheideres" her musste. Im Forum von triathlon-szene.de schrieb der User ArminAtz von einem kleinen, aber feinen Wettkampf in Österreich namens SocialMan. Mir war schnell klar, dass dieses Format in etwa dem SwissMan entsprechen würde, einfach etwas kleiner und familiärer und der gute Zweck dieser Veranstaltung - sie ist ehrenamtlich organisiert und der gesamte Gewinn wird in Projekte zur Förderung behinderter Sportler investiert - machte eine Teilnahme für mich quasi zur Pflicht. Ich war sehr froh, als ich im November die Teilnahmebestätigung bekam und in die Wettkampfplanung einsteigen konnte.



Planung und Training
Der SocialMan beinhaltet 5km Schwimmen im Grundlsee, 185km Rennvelo über zwei Voralpenpässe und 3000hm Aufstieg und danach noch einen Berglauf von gut 1900hm und 25km bis zur Passhöhe der Grossglockner Alpenstrasse, dem sogenannten "Hochtörl". So etwas ist genau meine Kragenweite und mir war klar, dass ich mein bisheriges Training nicht gross umstellen musste. Allerdings kam eine wichtige Änderung dazu: Im Dezember 2015 kaufte ich mir eine Garmin 920XT mit dem Ziel, nach vielen Jahren wieder einmal klar pulsorientiert zu trainieren. Und pulsorientiert für den Langstreckler heisst, dass die meisten Einheiten maximal in jenem Bereich absolviert werden, welcher auch im Wettkampf anliegt.

Wegen des schlechten Wetters konnte ich leider weniger aufs Rennvelo sitzen als geplant, doch mit dem Trainingslager in Mallorca Anfang März bei Philipps Biketeam kamen ca. 2600 Kilometer zusammen. Meine "Gempen Challenge" und die regelmässigen Ausfahrten in den Hügeln des Jura taten das ihre dazu, dass bis Ende Juni die nötigen Höhenmeter in meinen Beinen steckten. Für den Kopf und das Sitzleder fuhr ich im Mai die 240km von Genf nach Basel.

Laufen hingegen kann man das ganze Jahr und auch bei schlechtem Wetter, daher kamen viele Bergläufe auf den Gempen dazu. Der als Trainingslauf absolvierte Aargau Marathon im Mai war ein erster erfolgreicher Formtest.

Meinen Maximalpuls schätze ich auf knapp unter 190, das ergibt auf der Langstrecke erfahrungsgemäss für das Velo einen Dauerbereich von 125-135 und beim Laufen zwischen 135 bis 145. Natürlich ist auf dem Velo an ganz harten Bergen (dauerhaft 10% und mehr) dieses Limit nicht immer einzuhalten, aber im Juni war ich in der Lage, den Gempen von Dornach aus (5-6% im Schnitt) locker mit 130er Puls hochzukurbeln - und das durchaus nicht in der leichtesten Übersetzung :-) Gleiches gilt auch für das Laufen, wo ich bei gleichbleibender Geschwindigkeit am Gempen den Puls gut um 10-15 Schläge im Schnitt runtergebracht habe.

Schwimmen ist bei mir immer so ein Thema: Ich hasse Hallenbäder, daher ergaben sich für den kompletten Winter gerade einmal 2 Kilometer. Sobald aber das Freibad eröffnet war, sah man mich im Wasser und so konnte ich gesamt an die 26 Kilometer vorbereiten. Tönt nicht nach viel, aber als alter Vereinsschwimmer ist die erste Disziplin für mich zum Glück keine allzugrosse Herausforderung.

Beim Rennvelo habe ich ein paar Optimierungen vorgenommen, einerseits fahre ich neu 25mm statt 23mm Reifen, was bei meinem durch die Grösse bedingten Gewicht ein etwas souveräneres Fahrverhalten mit sich bringt, andererseits habe ich meine ZIPP 404 Clincher von 11-25 auf 11-28 umgebaut, um den vielen Höhenmetern entspannter entgegensehen zu können. Die Clip-On Bars von 3T habe ich wie schon am SwissMan Xtreme 2014 auch wieder montiert.

Jetzt aber genug von Vorbereitung gesprochen, es geht ans Eingemachte!

Anreise
Nach einer gut 9 stündigen Anreise (aufgeteilt mit einem Übernachtungsstop am Arlberg), erreichten wir (Meine Frau und Supporterin Melanie und Lothar, Chef-Fahrer und Assistenz-Wasseranreicher :-) ) den Grundlsee und checkten uns ein. Der SocialMan ist - wie die Vorbilder NorseMan, SwissMan und CeltMan - ein Wettkampf mit Supporterpflicht, d.h. der Veranstalter bietet die Streckenplanung, -beschilderung und Koordination an, aber Ernährung wie Athletenbetreuung wird durch einen im Vorfeld zu benennenden Supporter gewährleistet. Sprich: Alleine gehts nicht! Nach der Wettkampfbesprechung und anschliessender Pastaparty fuhren wir zum Hotel und bereiteten das Material für den nächsten Tag vor. Und kurz darauf ging es auch schon ins Bett.

Vor der Wettkampfbesprechung
Vor der Wettkampfbesprechung


Blick vom Hotel zum Grundlsee
Blick vom Hotel zum Grundlsee


Das vollgepackte Supporterauto
Das vollgepackte Supporterauto


Der Wettkampf
Am Samstag morgen empfing uns beim Start bestes Wetter und die glatte Wasseroberfläche des Grundlsees versprach Genuss pur beim Schwimmen. Um 05:30 ging es los und ich hielt mich wie immer dezent zurück, wissend dass man sein Pulver nicht zu Beginn verschiessen sollte und die Staffelschwimmer ein (zu) hohes Tempo vorlegen würden, welchem ich nicht zu folgen gedachte. So formte sich ein kleines 4er Züglein, bei welchem ich recht lange den Wasserschatten nutzen konnte. Auf den letzten 1-1.5km war bei den Mitstreitern irgendwie etwas die Luft draussen und ich übernahm bis zum Ausstieg die Führung. Es war eine sehr interessante Erfahrung, über eine solch lange Distanz durch zu schwimmen (die Schwimmstrecke führt über die ganze Länge des Sees) und das Wassergefühl hat dabei viel Zeit, sich weiter zu entwickeln. Nach 1:25h war ich aus dem Wasser und Melanie half mir, mich fürs Velofahren bereit zu machen.

Bereit zum Start des SocialMan 2016
Bereit zum Start des SocialMan 2016


Konzentration vor dem Start
Konzentration vor dem Start


Es geht los!
Es geht los!


Bestes Wetter (Blick vom Schwimmausstieg zum Start)
Bestes Wetter (Blick vom Schwimmausstieg zum Start)


Ausstieg aus dem Wasser
Ausstieg aus dem Wasser


Die Velostrecke beinhaltet einige giftige Auf- und vor allem Abstiege, und ein solcher kam schon nach wenigen Kilometern mit über 20% Gefälle. Eine erste harte Prüfung für meine ZIPP Clincher, welche erstaunlich gut verlief. Danach ging es relativ flach an Hallstadt vorbei, genauer gesagt durch den extra für uns gesperrten Tunnel. Eine einmalige Erfahrung! Nach weiterem welligen Gelände stand der erste richtige Aufstieg zur "Postalm" an. Hier waren Steigungen bis 12% zu erwarten, welche ich locker kurbelnd durchfahren konnte. Auf dem grossen Parkplatz warteten Melanie und Lothar auf mich und ich dachte, jetzt wäre der Aufstieg geschafft. Denkste! Danach ging es noch fast 300hm hoch (und teilweise wieder runter), bevor die wirkliche Abfahrt begann, welche wegen Dreck und Rollsplit die für mich fahr- und riskierbare Geschwindigkeit deutlich reduzierte. Danach ging es wellig weiter, bevor nach dem Aufstieg nach Abtenau die erste Hälfte der Radstrecke abgehakt war. Doch der wirkliche Hammer des SocialMan wartete ab Kilometer 146 auf uns, der "Dientner Sattel", eine gut ausgebaute Landstrasse, welche irgendwelche Wahnsinnigen mit einer durchschnittlichen Steigung von 15% und nie weniger als 10% an den Hang betoniert haben. Maximal werden es vermutlich an die 20% sein, und das auf einer Strecke von fast 4 Kilometern! Da unterdessen auch die Sonne mit voller Kraft schien (gefühlt das erste Mal überhaupt im Jahr 2016...), litt ich ganz gewaltig unter der Wärme und musste nach ca 2/3 der Strecke erst einmal eine kurze Pause im Schatten einlegen, sonst hätte ich einen Hitzschlag gekriegt. Nach 10 Minuten mit einem kalten Handtuch im Nacken und Cola Zero (absichtlich kein Normales, damit ich nicht zu früh in den Zucker-Loop komme) ging es mir wieder gut und ich konnte halbwegs souverän den Anstieg zu Ende bringen. In der Zwischenheit hatten mich aber viele Mitathleten überholt, was für mein Ego nicht so toll war. Nach dem Sattel kam eine geniale und lange Abfahrt, auf welcher ich richtig viel Zeit gut machen konnte :-) Den auf den letzten Kilometern wartende Aufstieg nach Embach mit gut 12% Steigung nahm ich gelassen und freute mich auf den folgenden Laufteil des Wettkampfs.

Harter Kampf gegen Hitze und Steigung am Dientner Sattel
Harter Kampf gegen Hitze und Steigung am Dientner Sattel


Steil und heiss
Steil und heiss


Endlich oben am Dientner Sattel!
Endlich oben am Dientner Sattel!


Der letzte Anstieg des Tages nach Embrach
Der letzte Anstieg des Tages nach Embrach


Leider, so musste ich erfahren, wurde wegen eines drohenden Gewitters die Laufstrecke modifiziert, und statt des finalen Aufstiegs vom Tauernhaus zum Hochtörl mit 1000hm auf 8km, wurde nur bis zum Tauernhaus und dann zurück zum Parkplatz Fleckweide gelaufen. Damit war die Strecke zwar gleich lang, die Höhenmeter reduzierten sich auf nur noch 600 bei einer identischen Gesamlänge von 25km. Wem diese Zahlen bekannt vorkommen: Das ist ziemlich genau das gleiche wie von mir im Büro in Basel auf den Gempen und retour. Also praktisch ein Heimspiel... Zuerst aber folgt der Track ein paar kleinen Trails über teils matschige Wiesen und Waldabschnitte und später einer Strasse bis zum Parkplatz Fleckweide. Das ist auch der letzte Punkt der Strecke, wo einen die Supporter verpflegen können. Ab dort geht es etwas steiler über zwei Rampen, welche von längeren Flachstücken über schöne Almen unterbrochen sind, hoch zum Tauernhaus. Ich bin die Strecke sehr strategisch angegangen, habe an Steigungen zurückgenommen, teilweise auch bis runter zum "Kampfwandern", um Kraft für den Abstieg zu sparen, da ich weiss, dass ich da viel herausholen kann. Und so war es denn auch: Ich konnte auf dem Rückweg ernsthaft Tempo machen (Einige Kilometer sogar Sub-4) und kassierte die ganzen Überholer vom Dientner Sattel wieder ein (und ein paar mehr) und erlief damit die Tagesbestzeit aller Einzelteilnehmer :-)


Ready to run
Ready to run


Dorthin führt die Laufstrecke: Blick ins Seidwinkltal
Dorthin führt die Laufstrecke: Blick ins Seidwinkltal


Auf den letzten Metern bis zum Ziel
Auf den letzten Metern bis zum Ziel


Nochmals richtig Gas geben
Nochmals richtig Gas geben


Finisher und Supporterin
Finisher und Supporterin


Das war leider nicht meins sondern gehört dem Sieger...
Das war leider nicht meins sondern gehört dem Sieger...


Nach 11:34h Gesamtrennzeit durfte ich die Ziellinie überschreiten und wurde vom Orga-Team wie auch von meinen Supportern freudig und mit Applaus begrüsst. Die anschliessende Massage (ehrenamtlich angeboten) war genial und lockerte meine vom langen Tag etwas krampfigen Muskeln wieder. Danach fuhren wir im zwischenzeitlich einsetzenden, strömenden Regen über die Grossglockner Hochalpenstrasse ins Wallackhaus, wo die meisten Athleten untergebracht waren und ich mir eine erste Grossportion Kohlehydrate und Protein einverleibte.

Am Sonntag Morgen fand die sympathisch organisierte Finisherzeremonie mit Photoshooting aller Teilnehmer statt, und nach der Würdigung der schnellsten Athleten (M/F/Staffel) nahmen wir den langen Heimweg unter die Räder.

Meine beiden Supporter Melanie und Lothar
Meine beiden Supporter Melanie und Lothar


Yessssssss!!!!!!
Yessssssss!!!!!!


Fazit
Der SocialMan ist eine sehr lohnende, sympathische Veranstaltung, bei welcher das Miteinander im Vordergrund, und der krampfige Kampf um Platz 496 in der AK M40 wie bei den "üblichen" grossen Triathlonveranstaltungen komplett im Hintergrund steht. Klaus, Jürgen und das ganze Team des SocialMan stehen mit Herzblut hinter der Sache, was ich während des ganzen Wochenendes immer wieder spüren durfte.

Die Strecke ist fordernd und ich kann nur empfehlen, sich im Vorfeld damit zu beschäftigen. Eine erste Anlaufstelle sind die GPS Tracks, welche auf der Homepage des SocialMan zu finden sind und die Einträge bei quaeldich.de zu den einzelnen Anstiegen. Ein Timetrial-Bike mit Heldenkurbel, 11-23 und Vollkarbonrädern ist total falsch am Platz und wäre bei den steilen und langen Abfahrten lebensgefährlich. Mit Kompaktkurbel, 11-28 und 3T Clip-On Aerobars bin ich als mittelmässiger Velofahrer sehr gut durchgekommen.

Swim 01:25h
Bike 07:32h
Run 02:26h
Total: 11:34h

Die offizielle Ergebnisliste SocialMan 2016

Zum Schluss noch von Herzen ein "Dankeschön" an meine beiden tollen Supporter Melanie und Lothar sowie die Crew des SocialMan, welche mir einen wunderschönen und erfolgreichen Triathlon-Tag ermöglicht haben!

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Marc on :

R-E-S-P-C-T-! Respekt
Aber auch: "Lieber Du als ich" ;-)

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