Rennbericht Inferno Triathlon 2021
Vorgeplänkel
Nach der Teilnahme am HelveticMan 2019 sollte es für 2020 wieder eine Langdistanz sein. Am Inferno Triathlon konnte ich schon einmal finishen (Rennbericht 2013) und die Zeit hat mich die Härten dieses Wettkampfs erfolgreich verdrängen lassen. Also auf und den Anmeldebutton gedrückt. Leider überfiel kurz darauf ein böses kleines Käferchen die Welt und das Thema Triathlon Wettkämpfe war - wie so vieles andere auch - gestrichen. Das OK vom Inferno liess den Teilnehmern die Wahl, den Startplatz auf 2021 zu verschieben oder das Geld zurückzuerhalten. Ist ja logisch, dass für mich damit die Saisonplanung 2021 begonnen hatte. Fast forward, und wir schreiben 2021. Die Freibäder sind geöffnet und ich schaffe es sogar tatsächlich, ein paar Kilometer Schwimmvorbereitung zu absolvieren. Also so ungefähr 20... Dafür holte ich mir erste Grundlagen an den Festive500 und gönnte mir im Juni 2x300km innerhalb von 7 Tagen. Bergläufe sind sowieso kein Problem, der Gempen lässt von den Mittagstrainings her grüssen.
Materialtag
Der Freitag vor dem Inferno steht wie immer für viel Autofahren und Logistik. Es muss das ganze Material entlang der Strecke verteilt werden, dazu gegen Abend das (virtuelle) Athletenbriefing, letzte Pasta und dann früh ins Bett. Nur: Melanie und Töchterchen reisen per Zug an und müssen am Bahnhof abgeholt werden. Kurz, ich bin schon fertig, bevor es überhaupt angefangen hat
Das Rennen
Der Wecker klingelt mich nach einer unruhigen Nacht früh aus dem Bett. Ich esse noch eine letzte Kleinigkeit und dann gehen wir alle zusammen ins Startareal beim Strandbad Thun. Die Wettkampfstimmung zieht mich mit und so langsam schiesst das Adrenalin ein. Neo zumachen, letzte Bussis für Frau & Kind und ab geht es ins Wasser. Weit entfernt am Horizont grüsst das Schloss Oberhofen. Das Wetter lässt auf einen prächtigen Tag hoffen und ehe ich mich versehe, fällt auch schon der Startschuss. Ich habe es nicht sonderlich eilig und laufe recht gemütlich die ersten flachen Meter im Wasser. Irgendwann wird es dann doch zu tief und ich suche mir ein paar gute Füsse. So gleiten wir also in Richtung der aufgehenden Sonne und ich geniesse das kühle Wasser, schliesse die Augen und schwimme fast schon meditativ.
In Oberhofen angekommen ist das Umziehen (bzw die Nacktheit) unerwünscht und so darf ich mich ins Umkleidezelt begeben. Welches keine Seitenwände hat... Und schon geht es auf dem Rennvelo weiter. Der Aufstieg nach Sigriswil war mir noch in Erinnerung, aber dass es durchaus wellig bis Beatenberg weitergeht, hatte ich vergessen. Macht nichts, bleibt mehr Zeit um die Umgebung zu geniessen. Rasant geht es runter nach Unterseen, durch Interlaken und auf der schönen Uferstrasse dem Brienzersee entlang. Wegen einer Baustelle ist die Nebenstrasse nach Meiringen umgeleitet und der zerrissene Beton der Ausweichstrasse schüttelt uns Teilnehmer ordentlich durch. Der Aufstieg zur Aareschlucht bzw dem Abzweiger zur Grossen Scheidegg ist mein Angststück, da eng und viel motorisierter Verkehr. Glücklicherweise gab es nur wenig grenzwertige Überholmanöver. Es ist wirklich schade, dass es hier keine Alternative zur Hauptstrasse gibt. Auch hoch zur Grossen Scheidegg waren ziemlich viele Autos in beide Richtungen unterwegs und die Rücksicht gegenüber den schwächeren Verkehrsteilnehmern nur begrenzt vorhanden. Zum Glück ist beim Rosenlaui für die meisten Schluss und wir haben die Strasse für uns. Es wird auch immer wie anstrengender, der Pass mit fast 1400hm Aufstieg ab Meiringen nicht zu unterschätzen. Dafür kann ich meine Fähigkeiten auf dem Downhill nach Grindelwald ausspielen und etwas Zeit gutmachen.
Beim Wechsel auf das Mountainbike unterstützt mich Melanie und Töchterchen schwenkt begeistert das selbstgebastelte "Hopp Papi"-Plakat. Seit 2013 hat sich im Aufstieg zur Kleinen Scheidegg einiges verändert. Die Streckenführung ist anders und es hat viel mehr Teer-Anteil. Steil ist es geblieben und mir machen Magenkrämpfe zu schaffen. Auf Höhe Alpiglen muss ich absteigen und mich kurz hinsetzen. Zum Glück erhole ich mich recht schnell und kann weiterfahren. Die Distanz wie auch Temperatur fordern unterdessen ihren Tribut und unser Tempo ist - vor allem im Vergleich zu den immer wieder vorbeibrausenden Staffel-Teilnehmern - sehr gemächlich. Im obersten Teil - auch hier mit seit 2013 geänderter Routenführung, jetzt der mir wohlbekannten Linie des SwissMan folgend - steigen wir immer wieder ab und schieben... Zum Glück hat alles irgendwann ein Ende, oder zumindest eine Veränderung und so kann ich mich in die Abfahrt stürzen. Auf den Gravelwegen lässt es sich zügig rollen, die Singletrails sind auch fahrbahr und mit quietschenden Bremsen komme ich am Talgrund bei Lauterbrunnen an. Jetzt nur noch ein bisschen auf der Hauptstrasse bis Stechelberg rollen, und schon wäre auch diese Wettkampfphase abgeschlossen.
In Stechelberg ziehe ich meine Laufhose an, freue mich über meine mich anfeuernde Familie und schon geht es leicht abwärts zurück nach Lauterbrunnen. Diese Strecke rollt prächtig und erlaubt es mir, meine Kräfte für den nun folgenden Aufstieg über fast 2200hm bis aufs Schilthorn zu sammeln. Hier ist Erfahrung und Selbsteinschätzung das wichtigste Gut. Nie überziehen, nie stressen lassen, den Puls immer im optimalen Ausdauerbereich halten. Das heisst aber auch, grosse Teilstücke zu wandern, sich nicht von überholenden Athleten mitziehen lassen. So gewinne ich gleichmässig an Höhe, erreiche die Grütschalp und kann das recht flache Teilstück bis Mürren mit gutem Tempo hinter mich bringen. Oberhalb von Mürren ist dann Schluss mit Lustig: Es wird richtig steil und ruppig und ich nutze jede Verpflegungsstation für Nachschub von Schwarzem Gold (Cola ). Zeitweise bin ich mit anderen Athleten gleichauf und wir plaudern ein bisschen, das vertreibt die Zeit. Irgendwann ist erreichen wir die Seewlifura, der Schlussanstieg wird sichtbar und ich mobilisiere meine Reserven. Hier zahlt sich der defensive Anstieg aus und ich kann noch diverse Teilnehmer überholen. Oben auf der Plattform steht Melanie und ich laufe mit Töchterchen gemeinsam durchs Ziel. Geschafft!
Ein stolzer Vater und Finisher nimmt kurz darauf die Gondel und wir gleiten zurück nach Mürren, wo wir auf meine Eltern treffen und gemeinsam im Hotel bei einem feinen Znacht den erlebnisreichen Tag zum Abschluss bringen.
Nach der Teilnahme am HelveticMan 2019 sollte es für 2020 wieder eine Langdistanz sein. Am Inferno Triathlon konnte ich schon einmal finishen (Rennbericht 2013) und die Zeit hat mich die Härten dieses Wettkampfs erfolgreich verdrängen lassen. Also auf und den Anmeldebutton gedrückt. Leider überfiel kurz darauf ein böses kleines Käferchen die Welt und das Thema Triathlon Wettkämpfe war - wie so vieles andere auch - gestrichen. Das OK vom Inferno liess den Teilnehmern die Wahl, den Startplatz auf 2021 zu verschieben oder das Geld zurückzuerhalten. Ist ja logisch, dass für mich damit die Saisonplanung 2021 begonnen hatte. Fast forward, und wir schreiben 2021. Die Freibäder sind geöffnet und ich schaffe es sogar tatsächlich, ein paar Kilometer Schwimmvorbereitung zu absolvieren. Also so ungefähr 20... Dafür holte ich mir erste Grundlagen an den Festive500 und gönnte mir im Juni 2x300km innerhalb von 7 Tagen. Bergläufe sind sowieso kein Problem, der Gempen lässt von den Mittagstrainings her grüssen.
Materialtag
Der Freitag vor dem Inferno steht wie immer für viel Autofahren und Logistik. Es muss das ganze Material entlang der Strecke verteilt werden, dazu gegen Abend das (virtuelle) Athletenbriefing, letzte Pasta und dann früh ins Bett. Nur: Melanie und Töchterchen reisen per Zug an und müssen am Bahnhof abgeholt werden. Kurz, ich bin schon fertig, bevor es überhaupt angefangen hat
Das Rennen
Der Wecker klingelt mich nach einer unruhigen Nacht früh aus dem Bett. Ich esse noch eine letzte Kleinigkeit und dann gehen wir alle zusammen ins Startareal beim Strandbad Thun. Die Wettkampfstimmung zieht mich mit und so langsam schiesst das Adrenalin ein. Neo zumachen, letzte Bussis für Frau & Kind und ab geht es ins Wasser. Weit entfernt am Horizont grüsst das Schloss Oberhofen. Das Wetter lässt auf einen prächtigen Tag hoffen und ehe ich mich versehe, fällt auch schon der Startschuss. Ich habe es nicht sonderlich eilig und laufe recht gemütlich die ersten flachen Meter im Wasser. Irgendwann wird es dann doch zu tief und ich suche mir ein paar gute Füsse. So gleiten wir also in Richtung der aufgehenden Sonne und ich geniesse das kühle Wasser, schliesse die Augen und schwimme fast schon meditativ.
In Oberhofen angekommen ist das Umziehen (bzw die Nacktheit) unerwünscht und so darf ich mich ins Umkleidezelt begeben. Welches keine Seitenwände hat... Und schon geht es auf dem Rennvelo weiter. Der Aufstieg nach Sigriswil war mir noch in Erinnerung, aber dass es durchaus wellig bis Beatenberg weitergeht, hatte ich vergessen. Macht nichts, bleibt mehr Zeit um die Umgebung zu geniessen. Rasant geht es runter nach Unterseen, durch Interlaken und auf der schönen Uferstrasse dem Brienzersee entlang. Wegen einer Baustelle ist die Nebenstrasse nach Meiringen umgeleitet und der zerrissene Beton der Ausweichstrasse schüttelt uns Teilnehmer ordentlich durch. Der Aufstieg zur Aareschlucht bzw dem Abzweiger zur Grossen Scheidegg ist mein Angststück, da eng und viel motorisierter Verkehr. Glücklicherweise gab es nur wenig grenzwertige Überholmanöver. Es ist wirklich schade, dass es hier keine Alternative zur Hauptstrasse gibt. Auch hoch zur Grossen Scheidegg waren ziemlich viele Autos in beide Richtungen unterwegs und die Rücksicht gegenüber den schwächeren Verkehrsteilnehmern nur begrenzt vorhanden. Zum Glück ist beim Rosenlaui für die meisten Schluss und wir haben die Strasse für uns. Es wird auch immer wie anstrengender, der Pass mit fast 1400hm Aufstieg ab Meiringen nicht zu unterschätzen. Dafür kann ich meine Fähigkeiten auf dem Downhill nach Grindelwald ausspielen und etwas Zeit gutmachen.
Beim Wechsel auf das Mountainbike unterstützt mich Melanie und Töchterchen schwenkt begeistert das selbstgebastelte "Hopp Papi"-Plakat. Seit 2013 hat sich im Aufstieg zur Kleinen Scheidegg einiges verändert. Die Streckenführung ist anders und es hat viel mehr Teer-Anteil. Steil ist es geblieben und mir machen Magenkrämpfe zu schaffen. Auf Höhe Alpiglen muss ich absteigen und mich kurz hinsetzen. Zum Glück erhole ich mich recht schnell und kann weiterfahren. Die Distanz wie auch Temperatur fordern unterdessen ihren Tribut und unser Tempo ist - vor allem im Vergleich zu den immer wieder vorbeibrausenden Staffel-Teilnehmern - sehr gemächlich. Im obersten Teil - auch hier mit seit 2013 geänderter Routenführung, jetzt der mir wohlbekannten Linie des SwissMan folgend - steigen wir immer wieder ab und schieben... Zum Glück hat alles irgendwann ein Ende, oder zumindest eine Veränderung und so kann ich mich in die Abfahrt stürzen. Auf den Gravelwegen lässt es sich zügig rollen, die Singletrails sind auch fahrbahr und mit quietschenden Bremsen komme ich am Talgrund bei Lauterbrunnen an. Jetzt nur noch ein bisschen auf der Hauptstrasse bis Stechelberg rollen, und schon wäre auch diese Wettkampfphase abgeschlossen.
In Stechelberg ziehe ich meine Laufhose an, freue mich über meine mich anfeuernde Familie und schon geht es leicht abwärts zurück nach Lauterbrunnen. Diese Strecke rollt prächtig und erlaubt es mir, meine Kräfte für den nun folgenden Aufstieg über fast 2200hm bis aufs Schilthorn zu sammeln. Hier ist Erfahrung und Selbsteinschätzung das wichtigste Gut. Nie überziehen, nie stressen lassen, den Puls immer im optimalen Ausdauerbereich halten. Das heisst aber auch, grosse Teilstücke zu wandern, sich nicht von überholenden Athleten mitziehen lassen. So gewinne ich gleichmässig an Höhe, erreiche die Grütschalp und kann das recht flache Teilstück bis Mürren mit gutem Tempo hinter mich bringen. Oberhalb von Mürren ist dann Schluss mit Lustig: Es wird richtig steil und ruppig und ich nutze jede Verpflegungsstation für Nachschub von Schwarzem Gold (Cola ). Zeitweise bin ich mit anderen Athleten gleichauf und wir plaudern ein bisschen, das vertreibt die Zeit. Irgendwann ist erreichen wir die Seewlifura, der Schlussanstieg wird sichtbar und ich mobilisiere meine Reserven. Hier zahlt sich der defensive Anstieg aus und ich kann noch diverse Teilnehmer überholen. Oben auf der Plattform steht Melanie und ich laufe mit Töchterchen gemeinsam durchs Ziel. Geschafft!
Ein stolzer Vater und Finisher nimmt kurz darauf die Gondel und wir gleiten zurück nach Mürren, wo wir auf meine Eltern treffen und gemeinsam im Hotel bei einem feinen Znacht den erlebnisreichen Tag zum Abschluss bringen.
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