Skip to content

Der Rheinquelle-Trail oder die schönste Art, Muskelkater zu bekommen

Das Jahr 2021 fordert den Athleten mal wieder kräftig. Nein, nicht wegen Corona, sondern wegen des Wetters. Das Ende unseres Büsslitrips im Juni wollten wir auf dem TCS Camping in Disentis verbringen, aber anhaltendes Schlechtwetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Interessanterweise bekommt man bei Absage keine Rückerstattung des im Voraus bezahlten Aufenthalts, was ich für Campings befremdlich finde. Immerhin erklärte man sich aber dazu bereit, den Betrag an einen künftigen Aufenthalt im gleichen Jahr anzurechnen. Und was hat das jetzt mit dem Wettkampf zu tun? Also: Nach unserer Rückkehr aus den Ferien "stolperte" ich in einem Sportgeschäft über einen Flyer für den Rheinquelle-Trail, welcher in Sedrun stattfindet. Und Sedrun liegt direkt neben Disentis. Und auf dem dortigen Camping haben wir noch Guthaben. Und ich habe in den Ferien ein paar schöne Trailläufe durchführen dürfen. Also total logisch, dass ich mich natürlich sofort anmelden musste und kaum 2 Stunden später waren Camping- sowie Startplatz gebucht. Yeah!


[...fast forward zum 10. Juli...]

Ich stehe an der Startlinie in Sedrun und freue mich. Endlich mal wieder ein grosser Lauf. Bei bestem Wetter. In den Bergen! Am Vorabend erwog ich wegen der heftigen Nebenwirkungen der fünf Tage vorher erhaltenen zweiten Moderna-Impfung noch eine Ummeldung auf die kurze Strecke, aber liess es dann bleiben. 41km und 3000hm tönen einfach zu verlockend und wenn's tough wird, dann wird es das eben. Mein Schädel ist für so etwas hart genug. Aber jetzt los, fast hätte ich das Startsignal verpasst! Zuerst rollen wir locker vom Sportplatz Sedrun zum Talboden, bevor wir uns in den ersten Anstieg des Tages zum Garvers di Tgom werfen. Was jetzt etwas übertrieben formuliert ist, denn mein Puls signalisierte mir überdeutlich, dass sich das mit den Nebenwirkungen leider stärker als gewünscht bemerkbar machte. Na gut, ich kann auch zügig Wandern. Auf der perfekt signalisierten Strecke gewannen wir schnell an Höhe und ehe ich mich versah, ging es auch schon an den ersten Abstieg. Ich wusste: Selbst, wenn wenn mir im Aufstieg die Power fehlt, so kann ich doch überdurchschnittlich gut runter rennen. Also liess ich es krachen und schon bald hatte ich mehrere Plätze gutgemacht. Im unteren Teil mutierte der Trail wegen der vielen Regenfälle zum Bachbett und spätestens jetzt war es auch egal, ob man nasse Füsse bekommt oder nicht. Also rein in die Suppe und durch!


Am Talboden angekommen zieht sich der Weg etwas über den Golfplatz und eine kurze Steilstufe nach Tschamut. Dort traf ich auf meine zwei Liebsten. Welch eine Freude und Neubelebung der Energie! Die konnte ich brauchen, denn jetzt wartete der härteste Anstieg des Tages auf mich. Zuerst noch mit ein paar Kehren versehen, endet der offizielle Weg in Maun Traviers, und ein schnurgerader Aufstieg auf Wegspuren entlang des NE-Grats vom Piz Gavradi folgt. Wir sprechen hier von gut 400hm Anstieg über einen Kilometer, bevor es durch die Ostflanke geht, um von dort über Schnee und Blockgelände den Gipfel zu erklimmen. Weglos versteht sich. Ich fühlte mich wie auf einer zünftigen, alpinen Bergtour, was es ja auch ist. Total nach meinem Geschmack! Der Abstieg zur Maighels-Hütte ist dann nicht mehr ganz so wild und ich konnte wieder ordentlich Tempo machen.

Gut verpflegt war ich bereit für den dritten Höhepunkt des Tages, den Aufstieg zum Pazolastock via den Toma-See. Zuerst eher flach, führt der Weg durch eine kleine Schlucht zur Quelle des Rheins mit entsprechend viel Wandervolk. Wir Läufer wurden aber immer sehr freundlich und entgegenkommend behandelt, man feuerte mich an und gab den Weg frei. Danke vielmals dafür! Höchster Punkt des Trails ist aber nicht der Pazolastock mit 2739m sondern der namenlose Punkt 2742. Hier wird das Gelände recht exponiert, wenn auch mit gutem Pfad (T3+ würde ich sagen). Die Veranstalter legen grossen Wert auf Sicherheit und es waren erstaunlich viele Posten stationiert, um den alpin weniger Erfahrenen Unterstützung zu bieten. Jetzt aber ist nach einer kurzen Senke der Pazolastock erreicht und es geht praktisch nur noch runter. Also Beine lockern und ab ins Vergnügen. Bis zum Oberalpass noch im Trailmodus, danach auf einem Fahrweg entlang der Bahnstrecke mit 4er Schnitt versuchen, nochmals ein paar Plätze gutzumachen.

In Tschamut führt die Strecke wieder über den Golfplatz und dann auf der östlichen Talseite, von ein paar kleineren Zwischenanstiegen abgesehen, angenehm geneigt zurück nach Sedrun. Die letzten paar KM leider (und unvermeidbar) auf Teer, bevor es nochmals gute 50 Höhenmeter zurück zum Sportzentrum und damit dem Ziel geht.




Was ist also mein persönliches Fazit zu diesem Wettkampf? Zu allererst: Eine ganz klare Empfehlung! Das OK hat eine top Veranstaltung auf die Beine gestellt und die Trails sind lang, hart, ruppig, alpin, nass, schlammig und teils überhaupt nicht vorhanden. Also genau das, wonach sich mein Herz sehnt. Langweilig und flach kann jeder! Wer auf solche Erlebnisse steht, der sollte sich dringendst in die Startliste für 2022 eintragen.

Mein eigenes Potential konnte ich leider im Uphill überhaupt nicht ausreizen, das war mir im Vorfeld bewusst und spätestens im ersten Aufstieg klar. Damit musste ich im Kopf klarkommen, vor allem, weil ich einige Wochen vorher noch im Malcantone unter anderem am Monte Lema zu viel besseren Leistungen fähig war. Ich weiss aber aus Erfahrung, dass im Flachen und vor allem im Downhill trotzdem immer was geht, und so hat es sich an diesem Tag auch bewahrheitet. Hier ein Auszug der Rangliste der einzelnen Abschnitte. Man sieht schön, wo es hoch und wo es runter geht...

Segmentzeiten


Und hier noch der Auszug aus der Rangliste.

Rangliste


Hohe Winde Marathon 2020 (inofficial)

Die 2020er Ausgabe des Hohe Winde Marathons musste leider wegen Corona abgesagt werden. Das hinderte mich aber nicht daran, den Lauf einfach selfsupported für mich allein zu machen. Wer braucht schon zwingend Organisation, Verpflegung und Publikum um einen Marathon zu laufen? Eben! :-)

Ich freue mich aber trotzdem darauf, im 2021 hoffentlich wieder im Rahmen eines normalen Rennens an der Startlinie stehen zu dürfen...





Gipfelhang der Hohen Winde
Hohe Winde - Der höchste Punkt ist erreicht, aber erst ein Drittel der Strecke geschafft!
Schöne Trails (1)
Schöne Trails (2)
Im Kaltbrunnental
Im "Ziel"



Hohe Winde Bergmarathon 2019

Am 30. März 2019 fand die Erstaustragung des Hohe Winde Bergmarathons statt. In der Läufercommunity der Nordwestschweiz hat das grosse Wellen geschlagen und ungefähr mein halber sportlicher Bekanntenkreis hat sich dort angemeldet.

Was gibt's zum Wettkampf zu sagen? Der Spruch "von Läufern für Läufer" trifft's genau. Ein tolles Rennen in schöner Landschaft, anspruchsvolle Trails und gut bemessene Verpflegung unterwegs machen den Hohe Winde Bergmarathon zu einem Tipp für die hoffentlich nächste Austragung im Jahr 2020.

Stolzer Finisher
Stolzer Finisher

Gempenchallenge 2018

Heute durfte ich bei schönem und warmen Herbstwetter meine Gempenchallenge 2018 mit einem Mittagslauf vom Büro aus erfolgreich abschliessen. Aber das heisst ja noch lange nicht, dass ich deswegen in diesem Jahr nicht mehr dort hoch wollte. Mal sehen, wie oft ich noch oben anzutreffen sein werde...

Mission completed - but it's not over yet :-)
Mission completed - but it's not over yet :-)


Ultra Trailrunning Brienzergrat

Den Brienzergrat in seiner kompletten Länge als Trailrun zu machen, ist eines meiner seit vielen Jahren geplanten Projekte. Seit dem Swissman Xtreme sind fast sechs Wochen vergangen und die Lust auf grössere Taten hat wieder zugenommen. Am 1. August waren die Wetterprognosen gut genug für den Versuch und Zeit hatte ich auch. Also los!

Start am Bahnhof Interlaken
Start am Bahnhof Interlaken


Gestartet bin ich beim Bahnhof Interlaken Ost kurz vor 09:00 und schon nach viel zu kurzem Einlaufen gehts direkt in den heftigen Anstieg nach Harder Kulm. Der Trail ist wurzelig, dazu brannte die Sonne und feucht war es auch, was meinen Puls in viel zu hohe Höhen trieb. Dazu später mehr. Auf Harder Kulm füllte ich nochmals meine Trinkvorräte auf und genoss den jetzt kühleren Aufstieg bei leichtem Wind. Bei der Roteflue bekommt man zum ersten Mal einen Blick auf den weiteren elendig langen Gratverlauf, doch besser nicht zu viel nachdenken und weiter!

Kurz nach Harder Kulm auf schönem Weg
Kurz nach Harder Kulm auf schönem Weg


Ein erster freier Blick auf den Grat
Ein erster freier Blick auf den Grat


Gerne würde ich jetzt viele Details zu Auf- wie Abstieg auf die einzelnen Gratgipfel erzählen, doch irgendwie sind die Details meiner Erinnerung entschwunden. Zusammengefasst bis Brienzer Rothorn kann ich sagen, dass teilweise neue Wege gebaut und Kettensicherungen angebracht wurden. Trotzdem gibt es immer noch einige erdige Stellen, wo bei Feuchtigkeit der Spass definitiv aufhört. Schmal und exponiert ist es auf ein paar Teilstücken auch, daher immer schön konzentriert bleiben und das Motto "entweder gehen oder herumschauend stehen" berücksichtigen! Auch der teils böige SO-Wind forderte Aufmerksamkeit.

Auf dem Augstmatthorn
Auf dem Augstmatthorn


Der Grat ist stellenweise ziemlich scharf
Der Grat ist stellenweise ziemlich scharf
Himmelsleiter
Himmelsleiter


Der Aufstieg im Lättgässli ist sehr speziell mit seiner steilen Betontreppe und zieht dem müden Läufer die Energie aus den Beinen. Danach käme der gut ausgebaute Wanderweg zur Bergstation Brienzer Rothorn, allerdings zog ich die direkte Überschreitung über den Schöngütsch 2319m vor, was auf den letzten Metern kurz T5/I bedeutet.

Bergstation Brienzer Rothorn
Bergstation Brienzer Rothorn


Die hatte ich dringend nötig :-)
Die hatte ich dringend nötig :-)


Beim Bergrestaurant füllte ich meine Wasservorräte (1.8l plus 2x 0.5l) auf und gönnte mir ein paar Flaschen Cola zur Wiederbelebung. Danach war ich motiviert genug, auch den restlichen Teil der Tour angehen zu wollen. Glücklicherweise geht es nach dem Brienzer Rothorn 2348m ordentlich runter zum Eiseesattel auf 2025m, was die müden Beine wieder munter macht. Beim Rückblick Richtung Interlaken sah ich eine Regenfront kommen, was in Anbetracht meiner Ermüdung und dem Zeitmanagement den Entscheid bestärkte, die Höch Gumme auszulassen. Der Wanderweg traversiert hier sowieso in der Südflanke.

Es zieht sich noch ein bisschen bis zum Wilerhorn
Es zieht sich noch ein bisschen bis zum Wilerhorn


Die Gewitterfront kommt immer näher
Die Gewitterfront kommt immer näher

Das Wilerhorn 2005m nahm ich hingegen mit, doch die Front war zwischenzeitlich sehr nahe gekommen und mit gut 2000hm/h im Abstieg rannte ich in Richtung Brünigpass. Leider reichte es mir nicht ganz und bei Totzweg 1329m ging das Gewitter richtig los. Zum Glück waren ein paar Leute bei den Alphütten anwesend, so konnte ich mich ins Trockene flüchten und bekam einen heissen Tee serviert. Etwas später konnte ich dann die letzten paar Meter zum Pass laufen, wo die Bahn wegen eines umgestürzten Baums den Betrieb eingestellt hatte. Aber das ist eine andere Story...

Endstation: Brünigpass
Endstation: Brünigpass


Fazit: Ein geiler aber ernsthaft langer und anstrengender Trailrun über eine wunderschöne Gratkette mit einem Panorama, das seinesgleichen sucht. Leider habe ich zu Beginn überpaced und musste dafür heftig büssen. Auch würde ich den Start besser auf den frühen Morgen legen, was bei Anreise per ÖV eine Übernachtung in Interlaken erzwingt. Ich würde sagen, dass man zwischen 30 und 50% des Trails laufen kann, abhängig von der Feuchtigkeit des Weges, teilweise auch des Windes und natürlich seiner persönlichen Schmerzgrenze in Sachen Risiko auf exponierten Graten. Ich fands aber weniger schlimm, als es die Photos, welche man im Internet findet, suggerieren. Ein gutes T4 ist es aber allemal. Gelaufen bin ich mit meinen lighweight Salomon Trailrunnern und einem Laufrucksack und damit sehr gut klargekommen. Wie üblich ist das aber abhängig von der Lauftechnik, Fusstabilität und dem Stand der körperlichen Fitness und soll daher nicht als generelle Empfehlung gelten!

Distanz 37km
Aufstieg 3150hm
Dauer ~9h