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Swissman 2017

Freude herrscht! Heute Abend habe ich meine Bestätigung für die Teilnahme an der 2017er Ausgabe des Swissman Xtreme Triathlon bekommen. Ich freue mich auf einen herausfordernden und tollen Renntag und baue meine Trainingsmotivation schon mal mit meinem Bericht über meine Erlebnisse am Swissman 2014 auf.

Rennbericht SocialMan 2016

Klaus versprach uns an der Athletenbesprechung: "Wir wollen einen GEILEN Wettkampf für euch organisieren", und genau dieses Versprechen haben er und sein Team letzten Samstag eingehalten. Doch beginnen wir den Bericht - wie immer - mit dem Anfang und der fängt mit I wie Idee an.

Idee
Nach der etwas misslungenen Teilnahme am Evergreen 228 im September 2015 war klar, dass 2016 etwas "Gscheideres" her musste. Im Forum von triathlon-szene.de schrieb der User ArminAtz von einem kleinen, aber feinen Wettkampf in Österreich namens SocialMan. Mir war schnell klar, dass dieses Format in etwa dem SwissMan entsprechen würde, einfach etwas kleiner und familiärer und der gute Zweck dieser Veranstaltung - sie ist ehrenamtlich organisiert und der gesamte Gewinn wird in Projekte zur Förderung behinderter Sportler investiert - machte eine Teilnahme für mich quasi zur Pflicht. Ich war sehr froh, als ich im November die Teilnahmebestätigung bekam und in die Wettkampfplanung einsteigen konnte.



Planung und Training
Der SocialMan beinhaltet 5km Schwimmen im Grundlsee, 185km Rennvelo über zwei Voralpenpässe und 3000hm Aufstieg und danach noch einen Berglauf von gut 1900hm und 25km bis zur Passhöhe der Grossglockner Alpenstrasse, dem sogenannten "Hochtörl". So etwas ist genau meine Kragenweite und mir war klar, dass ich mein bisheriges Training nicht gross umstellen musste. Allerdings kam eine wichtige Änderung dazu: Im Dezember 2015 kaufte ich mir eine Garmin 920XT mit dem Ziel, nach vielen Jahren wieder einmal klar pulsorientiert zu trainieren. Und pulsorientiert für den Langstreckler heisst, dass die meisten Einheiten maximal in jenem Bereich absolviert werden, welcher auch im Wettkampf anliegt.

Wegen des schlechten Wetters konnte ich leider weniger aufs Rennvelo sitzen als geplant, doch mit dem Trainingslager in Mallorca Anfang März bei Philipps Biketeam kamen ca. 2600 Kilometer zusammen. Meine "Gempen Challenge" und die regelmässigen Ausfahrten in den Hügeln des Jura taten das ihre dazu, dass bis Ende Juni die nötigen Höhenmeter in meinen Beinen steckten. Für den Kopf und das Sitzleder fuhr ich im Mai die 240km von Genf nach Basel.

Laufen hingegen kann man das ganze Jahr und auch bei schlechtem Wetter, daher kamen viele Bergläufe auf den Gempen dazu. Der als Trainingslauf absolvierte Aargau Marathon im Mai war ein erster erfolgreicher Formtest.

Meinen Maximalpuls schätze ich auf knapp unter 190, das ergibt auf der Langstrecke erfahrungsgemäss für das Velo einen Dauerbereich von 125-135 und beim Laufen zwischen 135 bis 145. Natürlich ist auf dem Velo an ganz harten Bergen (dauerhaft 10% und mehr) dieses Limit nicht immer einzuhalten, aber im Juni war ich in der Lage, den Gempen von Dornach aus (5-6% im Schnitt) locker mit 130er Puls hochzukurbeln - und das durchaus nicht in der leichtesten Übersetzung :-) Gleiches gilt auch für das Laufen, wo ich bei gleichbleibender Geschwindigkeit am Gempen den Puls gut um 10-15 Schläge im Schnitt runtergebracht habe.

Schwimmen ist bei mir immer so ein Thema: Ich hasse Hallenbäder, daher ergaben sich für den kompletten Winter gerade einmal 2 Kilometer. Sobald aber das Freibad eröffnet war, sah man mich im Wasser und so konnte ich gesamt an die 26 Kilometer vorbereiten. Tönt nicht nach viel, aber als alter Vereinsschwimmer ist die erste Disziplin für mich zum Glück keine allzugrosse Herausforderung.

Beim Rennvelo habe ich ein paar Optimierungen vorgenommen, einerseits fahre ich neu 25mm statt 23mm Reifen, was bei meinem durch die Grösse bedingten Gewicht ein etwas souveräneres Fahrverhalten mit sich bringt, andererseits habe ich meine ZIPP 404 Clincher von 11-25 auf 11-28 umgebaut, um den vielen Höhenmetern entspannter entgegensehen zu können. Die Clip-On Bars von 3T habe ich wie schon am SwissMan Xtreme 2014 auch wieder montiert.

Jetzt aber genug von Vorbereitung gesprochen, es geht ans Eingemachte!

Anreise
Nach einer gut 9 stündigen Anreise (aufgeteilt mit einem Übernachtungsstop am Arlberg), erreichten wir (Meine Frau und Supporterin Melanie und Lothar, Chef-Fahrer und Assistenz-Wasseranreicher :-) ) den Grundlsee und checkten uns ein. Der SocialMan ist - wie die Vorbilder NorseMan, SwissMan und CeltMan - ein Wettkampf mit Supporterpflicht, d.h. der Veranstalter bietet die Streckenplanung, -beschilderung und Koordination an, aber Ernährung wie Athletenbetreuung wird durch einen im Vorfeld zu benennenden Supporter gewährleistet. Sprich: Alleine gehts nicht! Nach der Wettkampfbesprechung und anschliessender Pastaparty fuhren wir zum Hotel und bereiteten das Material für den nächsten Tag vor. Und kurz darauf ging es auch schon ins Bett.

Vor der Wettkampfbesprechung
Vor der Wettkampfbesprechung


Blick vom Hotel zum Grundlsee
Blick vom Hotel zum Grundlsee


Das vollgepackte Supporterauto
Das vollgepackte Supporterauto


Der Wettkampf
Am Samstag morgen empfing uns beim Start bestes Wetter und die glatte Wasseroberfläche des Grundlsees versprach Genuss pur beim Schwimmen. Um 05:30 ging es los und ich hielt mich wie immer dezent zurück, wissend dass man sein Pulver nicht zu Beginn verschiessen sollte und die Staffelschwimmer ein (zu) hohes Tempo vorlegen würden, welchem ich nicht zu folgen gedachte. So formte sich ein kleines 4er Züglein, bei welchem ich recht lange den Wasserschatten nutzen konnte. Auf den letzten 1-1.5km war bei den Mitstreitern irgendwie etwas die Luft draussen und ich übernahm bis zum Ausstieg die Führung. Es war eine sehr interessante Erfahrung, über eine solch lange Distanz durch zu schwimmen (die Schwimmstrecke führt über die ganze Länge des Sees) und das Wassergefühl hat dabei viel Zeit, sich weiter zu entwickeln. Nach 1:25h war ich aus dem Wasser und Melanie half mir, mich fürs Velofahren bereit zu machen.

Bereit zum Start des SocialMan 2016
Bereit zum Start des SocialMan 2016


Konzentration vor dem Start
Konzentration vor dem Start


Es geht los!
Es geht los!


Bestes Wetter (Blick vom Schwimmausstieg zum Start)
Bestes Wetter (Blick vom Schwimmausstieg zum Start)


Ausstieg aus dem Wasser
Ausstieg aus dem Wasser


Die Velostrecke beinhaltet einige giftige Auf- und vor allem Abstiege, und ein solcher kam schon nach wenigen Kilometern mit über 20% Gefälle. Eine erste harte Prüfung für meine ZIPP Clincher, welche erstaunlich gut verlief. Danach ging es relativ flach an Hallstadt vorbei, genauer gesagt durch den extra für uns gesperrten Tunnel. Eine einmalige Erfahrung! Nach weiterem welligen Gelände stand der erste richtige Aufstieg zur "Postalm" an. Hier waren Steigungen bis 12% zu erwarten, welche ich locker kurbelnd durchfahren konnte. Auf dem grossen Parkplatz warteten Melanie und Lothar auf mich und ich dachte, jetzt wäre der Aufstieg geschafft. Denkste! Danach ging es noch fast 300hm hoch (und teilweise wieder runter), bevor die wirkliche Abfahrt begann, welche wegen Dreck und Rollsplit die für mich fahr- und riskierbare Geschwindigkeit deutlich reduzierte. Danach ging es wellig weiter, bevor nach dem Aufstieg nach Abtenau die erste Hälfte der Radstrecke abgehakt war. Doch der wirkliche Hammer des SocialMan wartete ab Kilometer 146 auf uns, der "Dientner Sattel", eine gut ausgebaute Landstrasse, welche irgendwelche Wahnsinnigen mit einer durchschnittlichen Steigung von 15% und nie weniger als 10% an den Hang betoniert haben. Maximal werden es vermutlich an die 20% sein, und das auf einer Strecke von fast 4 Kilometern! Da unterdessen auch die Sonne mit voller Kraft schien (gefühlt das erste Mal überhaupt im Jahr 2016...), litt ich ganz gewaltig unter der Wärme und musste nach ca 2/3 der Strecke erst einmal eine kurze Pause im Schatten einlegen, sonst hätte ich einen Hitzschlag gekriegt. Nach 10 Minuten mit einem kalten Handtuch im Nacken und Cola Zero (absichtlich kein Normales, damit ich nicht zu früh in den Zucker-Loop komme) ging es mir wieder gut und ich konnte halbwegs souverän den Anstieg zu Ende bringen. In der Zwischenheit hatten mich aber viele Mitathleten überholt, was für mein Ego nicht so toll war. Nach dem Sattel kam eine geniale und lange Abfahrt, auf welcher ich richtig viel Zeit gut machen konnte :-) Den auf den letzten Kilometern wartende Aufstieg nach Embach mit gut 12% Steigung nahm ich gelassen und freute mich auf den folgenden Laufteil des Wettkampfs.

Harter Kampf gegen Hitze und Steigung am Dientner Sattel
Harter Kampf gegen Hitze und Steigung am Dientner Sattel


Steil und heiss
Steil und heiss


Endlich oben am Dientner Sattel!
Endlich oben am Dientner Sattel!


Der letzte Anstieg des Tages nach Embrach
Der letzte Anstieg des Tages nach Embrach


Leider, so musste ich erfahren, wurde wegen eines drohenden Gewitters die Laufstrecke modifiziert, und statt des finalen Aufstiegs vom Tauernhaus zum Hochtörl mit 1000hm auf 8km, wurde nur bis zum Tauernhaus und dann zurück zum Parkplatz Fleckweide gelaufen. Damit war die Strecke zwar gleich lang, die Höhenmeter reduzierten sich auf nur noch 600 bei einer identischen Gesamlänge von 25km. Wem diese Zahlen bekannt vorkommen: Das ist ziemlich genau das gleiche wie von mir im Büro in Basel auf den Gempen und retour. Also praktisch ein Heimspiel... Zuerst aber folgt der Track ein paar kleinen Trails über teils matschige Wiesen und Waldabschnitte und später einer Strasse bis zum Parkplatz Fleckweide. Das ist auch der letzte Punkt der Strecke, wo einen die Supporter verpflegen können. Ab dort geht es etwas steiler über zwei Rampen, welche von längeren Flachstücken über schöne Almen unterbrochen sind, hoch zum Tauernhaus. Ich bin die Strecke sehr strategisch angegangen, habe an Steigungen zurückgenommen, teilweise auch bis runter zum "Kampfwandern", um Kraft für den Abstieg zu sparen, da ich weiss, dass ich da viel herausholen kann. Und so war es denn auch: Ich konnte auf dem Rückweg ernsthaft Tempo machen (Einige Kilometer sogar Sub-4) und kassierte die ganzen Überholer vom Dientner Sattel wieder ein (und ein paar mehr) und erlief damit die Tagesbestzeit aller Einzelteilnehmer :-)


Ready to run
Ready to run


Dorthin führt die Laufstrecke: Blick ins Seidwinkltal
Dorthin führt die Laufstrecke: Blick ins Seidwinkltal


Auf den letzten Metern bis zum Ziel
Auf den letzten Metern bis zum Ziel


Nochmals richtig Gas geben
Nochmals richtig Gas geben


Finisher und Supporterin
Finisher und Supporterin


Das war leider nicht meins sondern gehört dem Sieger...
Das war leider nicht meins sondern gehört dem Sieger...


Nach 11:34h Gesamtrennzeit durfte ich die Ziellinie überschreiten und wurde vom Orga-Team wie auch von meinen Supportern freudig und mit Applaus begrüsst. Die anschliessende Massage (ehrenamtlich angeboten) war genial und lockerte meine vom langen Tag etwas krampfigen Muskeln wieder. Danach fuhren wir im zwischenzeitlich einsetzenden, strömenden Regen über die Grossglockner Hochalpenstrasse ins Wallackhaus, wo die meisten Athleten untergebracht waren und ich mir eine erste Grossportion Kohlehydrate und Protein einverleibte.

Am Sonntag Morgen fand die sympathisch organisierte Finisherzeremonie mit Photoshooting aller Teilnehmer statt, und nach der Würdigung der schnellsten Athleten (M/F/Staffel) nahmen wir den langen Heimweg unter die Räder.

Meine beiden Supporter Melanie und Lothar
Meine beiden Supporter Melanie und Lothar


Yessssssss!!!!!!
Yessssssss!!!!!!


Fazit
Der SocialMan ist eine sehr lohnende, sympathische Veranstaltung, bei welcher das Miteinander im Vordergrund, und der krampfige Kampf um Platz 496 in der AK M40 wie bei den "üblichen" grossen Triathlonveranstaltungen komplett im Hintergrund steht. Klaus, Jürgen und das ganze Team des SocialMan stehen mit Herzblut hinter der Sache, was ich während des ganzen Wochenendes immer wieder spüren durfte.

Die Strecke ist fordernd und ich kann nur empfehlen, sich im Vorfeld damit zu beschäftigen. Eine erste Anlaufstelle sind die GPS Tracks, welche auf der Homepage des SocialMan zu finden sind und die Einträge bei quaeldich.de zu den einzelnen Anstiegen. Ein Timetrial-Bike mit Heldenkurbel, 11-23 und Vollkarbonrädern ist total falsch am Platz und wäre bei den steilen und langen Abfahrten lebensgefährlich. Mit Kompaktkurbel, 11-28 und 3T Clip-On Aerobars bin ich als mittelmässiger Velofahrer sehr gut durchgekommen.

Swim 01:25h
Bike 07:32h
Run 02:26h
Total: 11:34h

Die offizielle Ergebnisliste SocialMan 2016

Zum Schluss noch von Herzen ein "Dankeschön" an meine beiden tollen Supporter Melanie und Lothar sowie die Crew des SocialMan, welche mir einen wunderschönen und erfolgreichen Triathlon-Tag ermöglicht haben!

Wettkampfplanung 2016

Auch dieses Jahr steht wieder im Zeichen eines grossen Wettkampfs. Auf der Suche nach einer bergigen Langdistanz bin ich auf den SocialMan Triathlon in Österreich gestossen, welcher zuerst 5km Schwimmen in einem Bergsee, dann 180km Rennrad (3000hm) und zum Schluss einen Berglauf zum Hochtor beim Grossglockner (25km, 1900hm) bietet. Sehr ansprechend finde ich auch das Format, welches die Versorgung durch einen Supporter vorsieht, wie auch z.B. beim Swissman oder Norseman. Auf einem solchen Kurs werden keine Bestzeiten erzielt, dafür zählt umso mehr das Miteinander und die Freude sowohl am Sport wie auch am erfolgreichen Finish. Der SocialMan ist auch ein Wettkampf für behinderte Athleten, was ich als besonders spannend empfinde. Der Veranstalter ist denn auch ein Förderverein für behinderte Athleten und basiert auf Freiwilligenarbeit. Weitere Informationen gibt es hier.

Meine Trainingsgestaltung werde ich ähnlich wie in den vergangenen Jahren halten. Wichtige Eckpunkte sind:

- Gempen Challenge 2016 um die Fähigkeiten am Berg zu schulen
- Rad-Trainingscamp Mallorca im März
- Generell viele Radkilometer
- Eventuell ein Ultramarathon im Frühling
- Einige KD und OD als Vorbereitung und Einstimmung

Gruppenbild SocialMan 2015
Gruppenbild SocialMan 2015

Rennbericht Evergreen Endurance 228 / Chamonix 2015

Wieviel ist viel und wieviel ist zuviel? Was ist welches Risiko wert einzugehen für dieses gute Gefühl im Kopf, etwas zu Ende gebracht zu haben? Dieser Frage musste ich an der Evergreen Endurance in Chamonix letztes Wochenende während mehrerer Stunden nachgehen. Zu welcher Antwort ich kam? Weiter unten... zuerst beginnen wir, wie üblich, mit dem...

Anfang
Die Evergreen Endurance ist ein neues Extrem-Format welches von einer Gruppe Triathlon- und Trailrunning-Begeisterter aus Chamonix im Jahr 2015 zum ersten Mal durchgeführt wurde und mit dem Ziel antritt, möglichst karbonneutral und umweltfreundlich durchgeführt zu werden. Angekündigt waren 4km Schwimmen in einem Bergsee, 180+km Rennvelo und 43km Berglauf mit gesamt 7500hm Aufstieg. Ich betreibe bekanntlich gerne Sport in den Bergen und auch mein Training ist ziemlich aufstiegsorientiert - MTB fahre ich lieber hoch wie runter... - und so reifte in mir der Wunsch, bei dieser Erstausgabe dabei zu sein. Sozusagen als Pionier in die Geschichtsbücher des Triathlon eingehen.

Am Freitag Morgen trafen Melanie und ich mit unserem VW Bus in Chamonix ein und bezogen einen Stellplatz auf dem "Camping "Les Arolles", dort trafen wir kurz danach Thomas aus der Nähe von Genf, welcher auch am 228 teilnehmen wollte. Der 228 ist das Langdistanzformat der Evergreen Endurance, zusätzlich wird noch ein 118, d.h. eine MD, angeboten. Am Nachmittag besuchten wir die etwas chaotische Teilnehmerbesprechung im Hotel Héliopic mit Erklärungen zur Strecke und Verpflegung. Dort wurde auch verkündet, dass der Start statt um 06:00 um 06:30 stattfindet. Der Bus, welcher die Athleten von Chamonix zum Start transportieren sollte, war aber weiterhin für 03:30 geplant statt logischerweise 04:00? Egal, das sind halt kleine Abstimmungsprobleme bei einer Erstausgabe. Danach gab ich mein Velo für den Transport zum Lac du Montriond und meine zwei Special Needs Bags (Col du Colombiére und T2) ab. Am Abend gab es die traditionelle Pasta-Party im UCPA Chamonix mit guter Stimmung und schlechter Pasta. Egal, wer am Vorabend eines Rennens noch Carbo-Loading betreiben will, der kommt sowieso zu spät!

Swim
Um 03:30 bestiegen wir denn auch tatsächlich den Bus und ich konnte nochmals während der Fahrt für fast eine Stunde vor mich hin dösen. Am Lac du Montriond angekommen fand ich hektische Betriebsamkeit und keine Bojen auf dem See. Irgendwann die Information, der Start sei auf 07:00 verschoben. Das war auch sinnvoll, denn um 06:30 war es noch stockdunkel und die Bojen waren nicht beleuchtet. Erstausgabe halt... Um sieben Uhr ging es dann auch tatsächlich zum Geläute von Kuhglocken los und ich konnte mich schon bald in einer guten Schwimmgruppe einreihen. Der See war vermutlich zwischen 16 und 17° kalt und glasklar und das Schwimmen trotz anfänglichem Frösteln eine wahre Freude - wie meistens für mich. Die Strecke muss zweimal durchschwommen werden mit sogenanntem "Australian Exit", d.h. man geht kurz an Land, rennt um eine Boje und geht wieder zurück ins Wasser. Auch auf der zweiten Runde war ich in einer angenehm gleichmässig schwimmenden Gruppe und so ging die Zeit recht schnell vorbei. Wo genau im Feld ich mich befand war mir nicht bewusst, später wurde mir gesagt dass ich in der Spitzengruppe war, wobei vorneweg noch 1-2 einzelne Athleten unterwegs waren. Nach ca. 1h09 war ich auf neunter Position aus dem Wasser und kleidete mich in Ruhe im Wechselzelt um. Ich hatte bewusst den Wechsel der kompletten Bekleidung geplant, da ich mir auf solch einer LD keinen Stress antun wollte und ein Tri-Suit gegenüber Rad- bzw Laufbekleidung immer im Nachteil ist.

Bike
So stieg ich aufs Velo und schon nach wenigen Kilometern begann der Anstieg zum Col Joux Verte, welcher sich anfangs in einigen schönen Serpentinen und später dem Landschaftsverlauf folgend den Berg hochwand. Die erste Abfahrt war eher verhalten; ich hatte neue Pneu montiert (Conti GP4000s II) und jene nicht vernünftig eingefahren. Mein Vertrauen in den Grip war daher nicht sehr ausgeprägt. Kaum unten im Tal ging es auch schon wieder zum Col de l'Encrenaz hoch, welcher "fieserweise" in der Abfahrt mit Rollsplit versehen war und für die eine oder andere herzschlagerhöhende Situation sorgte. Ich dachte, dass es eigentlich noch weiter runter gehen müsste, aber sozusagen mittendrin ging es schon wieder richtig steil (10-12%) hoch zum Col de la Ramaz. Bei der dortigen Abfahrt konnte ich die Beine etwas erholen und die Strecke ging auch mal ein Stück geradeaus, bis nach rechts die Abzweigung zum Col de la Colombière kam. Dummerweise nicht markiert. Erstausgabe und so... Glücklicherweise bemerkte ich den Fehler und konnte zurückfahren. Der Colombière ist elend lang aber landschaftlich sehr schön. Auf einer Zwischenebene bei einem Dorf verfolgte mich ein Rennradfahrer mit umgehängter GoPro Kamera und interviewte mich. Keine Ahnung für welches Magazin er arbeitet. Meine Antwort auf seine Frage, wieso ich an diesem Rennen teilnehme, hat er glaube ich nicht ganz verstanden: "Because it's FUN". Jener Spass nahm aber auf den letzten Metern vor der Passhöhe drastisch ab und ich war ganz froh, als ich oben meinen Special Needs Bag mit meinen Winforce Gels und Isostar Pulver in Emfang nehmen wollte. Wollte! Er war nämlich, wie auch diverse andere, nicht da. "Je m'éxcuse". Erstausgabe... Hilft mir aber auch nicht weiter, wenn ich auf meine eigene Ernährung angewiesen bin. Ab da gab es halt die entweder übersäuerten (Forrest fruits) oder aber kaumuskelzerstörenden (Cocos) Mule-Bars. Die sind mit natürlich abbaubarer Verpackung versehen und schön grün und öko. Mein Magen dankt es! Nach dem Colombière kam noch der Col des Aravis mit ordentlich Gegenwind und damit wären dann auch alle Pässe geschafft, nicht aber die Anstiege. Im Race Manual steht: "Moving across onto the south facing slopes of the L’Arve Valley and approaching the last on-course aid station the beast that is the Evergreen 228 bike has a sting in the tail. Short and sharp but on tired legs the switchbacks up to Vaudagne are going to hurt." Und genauso war es auch; dieser Anstieg bis zum Hochtal von Chamonix ist so richtig fies und der Strassenbelag tut das seine, um die letzten Kilometer ordentlich zu versüssen. Aber meine Beine fühlten sich gut an und ich konnte immer sauber kurbeln. Irgendwann realisierte ich, dass ich auf Platz 8 vorgefahren war und die Radstrecke unter 9h absolvieren konnte. Das gab nochmals einen schönen Motivationsschub und so erreichte ich gut gelaunt die Wechselzone in Chamonix bei der Talstation der "Aiguille du Midi" Seilbahn.

Run
Dort zog ich meine Laufklamotten an, schnallte mir meinen Laufrucksack um und trabte los in Richtung Innenstadt von Chamonix. Die Route führt direkt durch die Einkaufszone, was bei den Passanten mehrheitlich für Verwunderung und weniger für Begeisterung sorgte. Der Anlass war wohl den kaum einem der Anwesenden bekannt. Zum Glück ist der Hindernislauf aber schon bald vorbei und es geht auf einer Skipiste und danach im Wald steil hoch zur Buvette de Caillet. Dort gab es gute Laune aber kein Klo (ausser dem grossen, grünen mit Frischluft). Zwischenzeitlich begann es zu nieseln und so montierte ich meine Regenjacke und stieg weiter nach Montenvers / Mer du glace, welches an der Endstation der Zahnradbahn liegt. Da es unterdessen richtig regnete, hätte ich gerne - wie von den Organisatoren versprochen - eine warme Bouillon getrunken. Die gab es aber nicht. Eigentlich gab es ausser Wasser, Iso und dem einheimischen, leider etwas zu sauren und wenig zuckerhaltigen, YauteCola nur noch ein paar MuleBars und Salznüsse. Erstausgabe halt... Montenvers ist auch der Beginn der Zeitstrecke nach Signal Forbes, doch mir war unterdessen nicht mehr nach Temporekorden bei Bergläufen. Der Magen verweigerte die Aufnahme von Flüssigkeit wie Nahrung und ich musste auf die Reserven zurückgreifen. Jetzt folgte die Passage nach Refuge du Plan de l'Aiguille, auf welche ich mich eigentlich gefreut hatte. Dummerweise war es unterdessen dunkel, und im Scheine meiner Stirnlampe waren die rutschigen Steinplatten, aus welcher der Weg grossteils besteht, sehr unangenehm zu begehen. An Rennen war nicht zu denken. Es geht auch immer wieder etwas hoch und runter, sodass kein rechter Rhythmus aufkommen mochte. Beim Refuge wurde auch meine letzte Hoffnung auf ein heisses, salziges Getränk zerschlagen und jener kleine Gedanke, welcher seit Signal Forbes in meinem Hirn sass, blähte sich immer mehr auf: "Da gehst Du kein zweites Mal hoch!" Als es wieder runter ins Tal ging, hatte sich mein Magen etwas beruhigt und ich konnte meine Trail-Fähigkeiten auspielen. Zum grossen Erstaunen jener, welche mich teilweise schon vor langer Zeit überholt hatten, konnte ich abwärts rennend wieder an ihnen vorbeiziehen. Unten angekommen aber musste ich den Verstand der Emotion vorziehen und erkennen, dass eine zweite Runde nicht mehr drin liegt. Ohne vernünftige Möglichkeit der Ernährung unterwegs, auf hochalpinem, teilweise ausgesetztem Pfad und rutschigen Platten, bei Dunkelheit, strömendem Regen und Nebel in der Kälte nochmals 22km und über 1300 Höhenmeter hoch wie runter war mir einfach viel zu viel Risiko. Zu gewinnen gab es ein schwarzes T-Shirt, zu verlieren mindestens die Gesundheit. Da wird die Entscheidung für die Aufgabe recht einfach und kurz nach 23 Uhr gab es den DNF für mich.

Was spricht für den Evergreen Endurance 228?
- Tolle Strecken in atemberaubend schöner Landschaft
- Sehr gute Kameradschaft unter den Athleten
- Derzeit eines der extremsten Triathlonformate

Und was dagegen?
- Derzeit eines der extremsten Triathlonformate
- Angebotene Verpflegung auf der Radstrecke mittelprächtig
- Angebotene Verpflegung auf der Laufstrecke schlicht ungenügend. Wasser, Cola, Iso, Nüsse und Riegel reichen definitiv nicht auf einer Ultra-Trailstrecke, wo der Athlet schon 10+ Stunden in den Beinen und nochmals 6-10 Stunden vor sich hat. Da muss man sich ein Vorbild an anderen Veranstaltungen nehmen und auch Bouillon, Brot, etc pp anbieten, oder aber es dem Teilnehmer erlauben, seine Verpflegung auf Rad- wie Laufstrecke komplett selber zu organisieren (Supporterkonzept)
- Laufstrecke sehr hart und bei schlechtem Wetter grenzwertig. Ausserdem sind zwei Runden zu absolvieren, was die Sache nicht einfacher macht

Dinge, welche nicht mit "Erstausgabe" entschuldbar sind
- Es ist durchaus bekannt, um welche Uhrzeit morgens die Sonne aufgeht
- Man kann nicht Einzeldisziplinzeiten im Schwimmen, Radfahren und Laufen zusammenrechnen und das als prognostizierte Gesamtzeit ausgeben. Der Sieger war fast 4h später als geplant im Ziel
- Keine Versprechungen zur Verpflegung machen, welche nicht eingehalten werden. Man muss sich auf Aussagen verlassen können
- Weniger Zeit auf "Green" aufwenden, zuerst die Basics sauber hinkriegen

Würde ich den Evergreen Endurance 228 nochmals versuchen?
- Schwierig zu sagen, da müssten ein paar Dinge (siehe oben) angepasst werden. Vielleicht wäre auch eine andere Laufstrecke, welche die zweite Runde in etwas harmloseres Gelände verlegt, anzudenken. Die objektiven Gefahren waren auf der zweiten Runde bei den am Samstag herrschenden Bedingungen einfach zu gross

Zeiten
- Gibt's hier

Impressionen vom Wettkampf

Wettkampfbesprechung am Vorabend
Wettkampfbesprechung am Vorabend


Stolzer Startnummernträger
Stolzer Startnummernträger


Wie üblich eine Materialschlacht
Wie üblich eine Materialschlacht


T1 vor dem Start
T1 vor dem Start


Immer zu einem Spässchen aufgelegt
Immer zu einem Spässchen aufgelegt


Der Start!
Der Start!


Australian Exit
Australian Exit


Typische Beschilderung
Typische Beschilderung


Schöne Momente an der Radstrecke
Schöne Momente an der Radstrecke


Am Col de la Colombière
Am Col de la Colombière


T2: Bereitmachen für die Laufstrecke
T2: Bereitmachen für die Laufstrecke


Update 2015-09-18
- Rennbericht von Tom