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Dem Rhein entlang von der Nordsee bis Basel

Eine jener Ideen, welche schon seit geraumer Zeit in meinem Kopf herumspukte, war die Fernfahrt Nordsee - Basel dem Rhein entlang. Natürlich im Stile des Ultracycling, d.h. so schnell wie möglich. Ende Juli bot sich eine Gelegenheit, diesen Plan in die Tat umzusetzen.

Also stand ich am Freitag 26. Juli kurz nach 04:00 am Morgen mit meinem zerlegten und in einem Bikekarton eingepackten Velo am EuroAirport in Basel und checkte für den Morgenflug nach Amsterdam ein. Etwas Nervenkitzel gab es bei der Abholung, ob mein Velo den Flug gut überstanden hat. Sicherheitshalber demontierte ich im Vorfeld den Wechsler am Schaltauge. Es kam aber alles gut und kurz nach 08:00 schob ich mein wieder zusammengebautes Canyon durch den Zoll am Amsterdamer Flughafen. Nun galt es ein Zugticket nach Den Haag zu lösen und schneller als gedacht, sass ich im Zug.

Bereit für den Flug
Start des Prologs in Den Haag

Von Den Haag aus fuhr ich mit angenehmem Rückenwind nach Hoek van Holland, dem Ort, wo der Rhein (oder besser gesagt der Waal) in die Nordsee mündet.

Hoek van Holland - Die Mündung des Rheins/Waal in die Nordsee
Ready for the ride!

Und jetzt ging es endlich so richtig los mit der Fernfahrt. Etwas wirr teilweise durch den gigantischen Hafen von Rotterdam immer mehr oder weniger in der Nähe des Flusses. Eigentlich hätte ich erwartet, dass der EV15 beschildert wäre, aber das ist er sicherlich nicht duchgängig, oder ich war einfach zu schnell, oder zu blind. Störte mich aber nicht, da ich auf dem Mobile einen recht brauchbaren GPS Track habe. Recht schnell bin ich in den Ampel- und Stoppstrassen optimierenden Langstreckenmodus gewechselt und wuselte mich durch den teilweise recht dichten Verkehr. Vor allem die wie bekifft fahrenden holländischen Velofahrer sorgten für die eine oder andere spannende Situation. Als Rennvelofahrer ist man in diesem Land die absolute Ausnahme und Geschwindigkeiten über 15km/h werden pedalierend so gut wie nie überschritten.



Moderne Architektur in Rotterdam
Holland wie im Reisekatalog
Auf dem (windigen) Rheindamm
 

Etwas aus den grössten Siedlungsgebieten heraus fand ich viele schöne Velowege, teilweise auch direkt auf dem Rheindamm. Unglücklicherweise blies mir aber ein starker Ostwind frontal entgegen und der Tag entpuppte sich als einer der heissesten dieses Jahres mit bis zu 38°C im Schatten - aber es gab keinen Schatten. Auch die Versorgung mit Wasser ist relativ mühsam, da es wenig Tankstellen oder offene Supermärkte gibt. Im ad-hoc Reise-Modus führte das zur Unterversorgung, für welche ich in Kombination mit den Wetterbedingungen bitter büssen musste. Bei der deutschen Grenze war der Ofen aus und mein Plan, die Nacht durchzufahren, löste sich in Luft aus. Ich suchte mir in Kleve ein Hotel und regenerierte über Nacht.

Am nächsten Tag war das Wetter deutlich reisefreundlicher: Leicht bewölkt und angenehmer Seitenwind liessen mich zügig vorankommen. Der GPS Track lotste mich auf tollen Nebensträsschen und Gravelstrecken durch Düsseldorf und Köln und ich näherte mich mit Bonn dem Beginn des Rheintals.





Start des zweiten Tags in Kleve
Erntezeit
Rheinbrücke
Frachtschiffe auf dem Rhein
Verpflegungsstop bei Düsseldorf
Köln

Nur verschwor sich einmal mehr der Wettergott gegen mich und nach dem Hitzetag des Jahres gab es jetzt die Unwetter des Jahres. Die Aussicht auf 500km im Gewitter durch die Nacht nach Hause zu fahren reizte mich jetzt nicht sonderlich, und so beschloss ich, in Bonn die Tour zu unterbrechen und mit dem Zug nach Basel zu reisen. Im ersten Moment natürlich sehr ärgerlich, wenn grosse Pläne zerschellen, aber better safe than sorry.

Vorerst vorbei
Im Nachtzug nach Basel

So, aber was ist jetzt mit "Nordsee bis Basel"? Eben, auf jedes Wochenende kommt unweigerlich ein weiteres, und so stand ich am Samstag 3. August um 14:30 am Bahnhof Basel Bad Bf und nahm den EC nach Bonn. Diesmal waren die Wetterprognosen deutlich angenehmer und versprachen, wenigstens das Ziel von Bonn - Basel nonstop zu erreichen. Kurz nach 19:00 fuhr ich in Bonn los und folgte dem Radweg dem Rhein entlang in Richtung Koblenz in den Sonnenuntergang.



Weiter gehts eine Woche später
Der Rhein bei Bonn
Deutsches Eck in Koblenz
 

Hinter Koblenz war Nachtmodus angesagt und ich verlegte mich auf die Befahrung der Hauptstrasse durch das Rheintal nach Bingen. Zu meiner Überraschung gab es recht wenig Verkehr und so konnte ich genüsslich rollen. Bei Bingen verliess ich den Rhein für ca 50km und fuhr statt durch Mainz direkt über die Hügel via Wörrstadt nach Worms. Dann wieder dem Rhein entlang (mal näher, mal weiter) durch die Pfalz bis Wörth und zur französischen Grenze. Eigentlich sollte ich kurz vor der Grenze mit der Fähre über den Rhein, aber die fuhr so früh am Morgen noch nicht und so bedurfte es der Umplanung, welche mir dafür ein einen feinen Vanilleplunder einbrachte. Später dem Rhein-Rhone-Kanal entlang, bei Breisach über den Rhein und zum Schluss auf wohlbekannten Strassen zurück nach Basel.





Morgendämmerung irgendwo in der Pfalz
Hier sollte ich mit der Fähre übersetzen (soviel zum Thema "automatisch generierte GPS Tracks")
Verpflegung in Frankreich
Alte Rheinbrücke
Neue Rheinbrücke in Strasbourg
Überbreites Frachtschiff

Unterdessen war es mal wieder heiss und gegenwindig geworden, aber diese letzten 100km würde ich auch noch hinter mich bringen und so war die Freude gross, als ich im Basler Rheinhafen am Dreiländereck stand und somit wenigstens den zweiten Teil der Reise planmässig abschliessen konnte. Der verbleibende Epilog nach Muttenz war nur noch eine Formsache - im wahrsten Sinne des Wortes: So langsam bin ich schon lange nicht mehr durch Basel gerollt...

Altrhein beim Kaiserstuhl nähe Breisach
Am Dreiländereck in Basel


Gefahrene Kilometer:
Prolog 1: 22
Tag 1: 181.1
Tag 2: 182
Epilog: 7.5
Prolog 2: 5.8
Bonn-Basel/Muttenz: 502.3
Total: 900.7km